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topstar229

Autor Thema: 15203 Kampfbericht im Briefinh.v.5.9.42 vor Stalingrad an 44645 in Nord-Norwegen  (Gelesen 1621 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Feldpostbrief des Soldaten A. v. 4.12.42 „c“ mit Inhalt v. 30.11.42 bei der Fp. Nr.: 44645 = 2. Battr. HKAA 480 / U.: Art. Kommandeur Kirkenes / Artilleriegruppe „Tana“ / Nord-Norwegen / Gamvik.
Im Brief F-H an seine Heimatanschrift befindet sich ein 3 seitiger Inhalt eines Feldpostbriefes eines Kameraden, der an ihn gerichtet ist und den er zur Kenntnis in die Heimat schickt.
Aus einem in dem Nachlaß befindlichen Feldpostbrief mit Inhalt an seine Heimatanschrift
(Fp. Nr.: 15203 v. 01.6.42 „b 1“ = Rgts. Stab Inf. Rgt. 518 / U.: 295. ID / 17. Armee / Artemowsk / Inh. am Donez – Stalingrad Einheit-)
geht hervor, daß es sich bei dem Briefschreiber v. 5.9.42 um die gleiche Person Wilhelm W. handelt, die jetzt direkt vor Stalingrad steht.

Inhalt:
Im Osten, d. 5.9.42
Lieber Albert!
Ich habe mit großer Freude am 3.9.42 Deinen lieben Brief vom 6.7.42 erhalten. Der Brief hat etliche 1000 km zurückgelegt u. hat nach 8 wöchiger Reise sein Endziel doch erreicht. Ich bin bis zu dem heutigen Tage noch gesund u. munter, wie Du es von Dir ja auch noch schreibst u. wir hoffen es auch zu bleiben, um später endlich noch wieder ein paar nette Stunden zusammen sein können. Aber es ist noch nicht alle Tage Abend, denn hier in Rußland steht das Leben stündlich in großer Gefahr. Lieber Albert! Noch recht vielen Dank für die Gratulation meiner kleinen Tochter, die ist nun auch schon wieder über ½ Jahr alt u. ich habe sie bis jetzt noch nicht sehen dürfen u. habe auch noch keine Aussicht, daß ich bald mal in Urlaub fahren kann.
Lieber Albert! Wir sind nun schon wieder wochenlang in hartem Kampf u. befinden uns jetzt 20 km nordwestlich vor Stalingrad. Du glaubst nicht, was hier für harte Kämpfe sind, der Russe verteidigt sich bis zum letzten u. hat Unterstand an Unterstand mit Stahlkuppeln. Wenn Du den Feuerzauber in den letzten Tagen vor uns gesehen hättest, den wir Tag für Tag von morgens bis abends  mit den schwersten Waffen angreifen, da sind die Stukas von morgens bis abends am Werk, ungefähr 100 Geschütze Artillerie lassen ihre Salven von morgens bis abends auf die Stellungen los u. Flak, Pak u. sonstige Waffen sind am Werk. Aber trotz allen ist der Russe in den letzten Tagen kaum 1 Schritt gewichen.
Wir haben schon paarmal wieder Ersatz bekommen u. trotz allen ist bei uns heute eine Komp. nur noch 10 bis 15 Mann stark u. diese Stärke hat unser Rgt. schon so oft gehabt. Vor ein paar Tagen haben wir wieder 300 Mann Ersatz bekommen, die haben sie gleich mit dem Flugzeug heran geschafft. Wenn das so weiter geht, sehe ich doch noch schwarz, wie alles noch enden wird u. wo alle die Menschen noch herkommen sollen, denn wir haben Tage gehabt, wo wir 120 Mann Ausfälle hatten, auch heute waren es wieder 46 Mann u. unser Rgt. besteht so wie so schon halb aus Russen, denn fast alle Fahrer sind bald Russen. Lieber Albert, ich hätte nicht gedacht, daß ich als Soldat nochmals so eine harte Nuss zu knacken hätte, denn es ist unglaublich, was hier geleistet werden muß u. dann in dieser ewigen Steppe, da liegen wir schon wochenlang in der Steppe ohne mal ein Dorf zu sehen u. das Schlimmste ist, daß man ohne Wasser sein muß. Ich bin hier noch immer bei der Rgt. Vermittlung u. bin dadurch der Gefahr nicht ganz so ausgesetzt, wie meine Kameraden in der Schützen-Komp. Aber die alten Obgefr. holen sie immer wieder raus in die Schützen-Komp. als Gruppenführer, wenn ich nicht verheiratet wäre u. hätte 2 Kinder, so wäre ich auch schon längst in der Schützen-Komp. u. könnte wie Dein Schw. G. W. auch schon Uffz. sein. Aber lieber Albert! Ich will gerne auf den Uffz. verzichten u. will gesund nach Hause kommen. Denn in den Schützen-Komp. lebt von den Alten kein Schwanz mehr.
Lieber Albert! So hast auch Du die bittere schwere Nachricht bekommen, daß Dein lieber Bruder Walter hier in Rußland gefallen ist. Was hatte Walter immer für einen Lebensmut u. alle hatten ihn gerne u. nun hatte er kaum den Russischen Boden betreten, da mußte es ihn schon treffen, ich spreche Dir noch mein Beileid aus! Deinen Vater hat dieser Schlag auch schwer getroffen, hoffentlich ist er bald wieder hergestellt. Lieber Albert! Soeben hat der Russe wieder 5 Bomben dicht bei mir fallen lassen, der Dreck schlug mir aufs Zelt u. durch den Luftdruck war mein Licht aus. Am Tage läßt der Bursche sich mit seiner Luftwaffe nicht sehen, aber des Nachts ist er sehr viel hier.
Es ist jetzt Nachts 1.30 Uhr, ich habe bis 2.00 Uhr Dienst, so hat man jeder Nacht seinen Dienst u. Schlaf gibt es kaum 3 Stunden, in den letzten Tagen war es so schlimm, daß ich Tagelang überhaupt keinen Schlaf bekommen habe, da bin ich an Vorgestern vor Müdigkeit umgefallen. Lieber Albert! Wer hätte das noch einmal gedacht, daß sie uns beide so weit auseinander brächten u. wir solche Strapazen nochmal mitmachen müßten. Aber hoffen wir, daß wir uns gesund wiedersehen, dann wird auch die Flasche Wein bei Frau W. nochmal schmecken. Auch werden wir lernen, wie ein Glas Bier schmeckt, denn ich habe nun über
1 Jahr schon kein Bier mehr getrunken. Wir wollen nur munter bleiben u. immer den Kopf hoch halten! In diesem  Sinne verbleibe ich Dein Wilhelm.

Anmerkung:
Handschriftlich ist dann wohl von dem Albert am Rand der ersten Seite vermerkt:
Dieses ist von meinem Kamerad Wilhelm der letzte Brief.

HW33175

Offline leger_de

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Hallo hw33175,
das ist ja mal wieder ein äußerst ergreifender und authentischer Briefinhalt. Allerbesten Dank!
Solche Inhalte geben wohl am besten wieder, wie der Landser in so schweren Zeiten gedacht hat.
Auch hinsichtlich der Begleitumstände dieser Briefkombination schon fast wieder kurios. KLASSE!
Beste Grüße
Leger_de
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