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Autor Thema: Stabsarzt im OP Kessel 27.1.45–2.4.45 Zinten,Heiligenbeil zul. Frische Nehrung  (Gelesen 2969 mal)

Offline hw33175

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Hallo!

Hier einige Feldpostbriefe des Stabsarztes (Augenarzt), Dr. Schr. bei der Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg = Lw. San. Bereitschaft 1/I im Ostpreußenkessel von den Orten:  Zinten / Heiligenbeil / frische Nehrung v. 27.1.45 – 2.4.45 (Inh.: 28.3.45) an seine Frau nach Biberach a. d. Riß.

Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg, Ohne Datumsstempel auf dem Umschlag.
Inh. v. 27.1.45
..Obwohl es sehr schwer sein wird, daß Dich dieser Brief überhaupt noch erreicht, will ich Dir doch einige Zeilen schicken. Vielleicht findet er doch zu Dir, so, wie meine Gedanken, ….
Die Lage ist von hier aus sehr ernst geworden. Wir sind von der Heimat abgeschnitten worden.
Haben kaum Aussicht, daß wir zu Lande zurück kommen. Auch die Hoffnung, daß wir zur See zurückkommen, die uns noch vorschwebte ist ganz gering geworden. So werden wir eben voraussichtlich das Schicksal so vieler anderer teilen. ….
Ich habe gesehen, was hier die Zivilbevölkerung mitmachen mußte, wie die langen Kolonnen sich über die Straßen schoben u. doch nicht mehr herauskamen. ………

Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg v. 05.2.45 Fürstenwalde / Spree
Den 31.1.45
…. Gestern hatte ich Gelegenheit, einen Brief zum Fliegerhorst Heiligenbeil mitzugeben, von dem die Flugzeuge Richtung Heimat gehen. So darf ich hoffen, daß Du wieder ein Lebenszeichen von mir bekommst…..
Wir liegen jetzt in Zinten, südwestlich Königsberg. Zu Lande scheinen wir wahrscheinlich abgeschnitten zu sein. Das Schreiben scheint deshalb wenig Sinn zu haben, vor allem ein täglich regelmäßiges Schreiben. Hoffentlich kann ich diesen Brief bald mal wieder jemanden mitgeben, der ihn in ein Flugzeug bringen kann. ……
Wir haben hier eine Verwundetensammelstelle in einer schönen großen Kirche. Die Bänke sind z.T. entfernt. Auf dem Boden liegt Stroh u. darauf Hunderte von Verwundeten, teilweise über 400! Dazu kommt das Flüchtlingselend auf den Straßen! Kameraden behaupten gesehen zu haben, wie erfrorene Kinder von den Pferdewagen, die über die Straßen ziehen, abgeladen wurden. Es war hier einige Tage sehr kalt, einmal über 20 Grad. Und nun haben die Flüchtlingskolonnen zurzeit keinen offenen Weg mehr in sicheres Gebiet. ….
Augenärztlich hatte ich hier schon einiges zu tun, auch zu operieren. Leider habe ich keinen Magneten, um Splitter aus dem Inneren des Auges zu entfernen. Meine ganze Ausrüstung, die ich mir in Berlin ausgesucht hatte, hat mich nicht mehr erreicht. So muß ich auf das zurückgreifen, was an normalem Truppenbesteck vorhanden ist. Es ist ganz brauchbar, jedoch nicht für besondere Ansprüche, wie ich sie an mich stelle. ….


Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg v. 07.2.45 (26H)
O.U., den 5.2.45
… Wenn auch die Aussichten ganz gering sind, daß Du dieses Lebenszeichen erhältst, so drängt es mich doch,  Dir zu schreiben. Wir liegen immer noch in Zinten, jedoch ist die Front erheblich näher gerückt. Wir haben zurzeit sehr viele Fliegerangriffe….
Ich kann nur versuchen auf gut Glück einen Brief einem Verwundeten mitzugeben, der evtl. auf einen Fliegerhorst kommt oder vielleicht mit einem Sonderflugzeug ins Reich kommt. Bei dem allgemeinen Trubel ist das eben alles auch Zufallssache. …….

Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg v. 13.2.45 „c“
Den 13.2.45
…. Habe soeben einen Pat., der morgen mit einem Flugzeug nach Berlin fliegen soll.
Ich benutze die Gelegenheit Dir einen ganz lieben eiligen Gruß zu senden. Es geht mir gut. Befinde mich jetzt in Heiligenbeil, wo ich  der Augenabteilung der Kriegslazaretts 3/615 zugeteilt bin, wo eine gute augenärztliche Einrichtung mit Riesenmagneten vorhanden ist. Wir haben aber viel zu tun, vor allem zu operieren. Unsere Verwundeten gehen über das Eis des Haffs nach Pillau, von dort mit Schiff nach Danzig oder Swinemünde oder zu Lande auf dem Nehrweg in die Danziger Gegend. Ob wir auch noch herauskommen? Wir hoffen es, jedoch weiß man natürlich nichts wie alles kommt. Schreibe auch Dir nur, denn es soll auch etwas Post mit dem Flugzeug herauskommen. ….
Hoffentlich bleibt Ihr von dem Flüchtlingselend, wie wir es hier dauernd ansehen müssen, verschont. ………

Fp. Nr.: L 30946 v. 16.2.45 (26M0025) (kein Kehrdruck) Verw.: LGPA Posen mit Fp. Nr.: 04078 = 1. Leichtkr. Kriegslazarett, Kriegslazarett Abt. 615 / U.: 3. Pz. Armee / Ostpreußen / zul. Stab, 1 + 3 in Danzig
Den 13.2.45
.. Ich bin hier in Heiligenbeil der Augenabteilung des Kriegslazaretts 3/615 zugeteilt, wo ohnehin schon 3 Augenärzte tätig sind. Aber da dies hier so gut wie die einzige augenärztliche Abteilung  in dem Rest Ostpreußens ist, den wir noch halten, haben wir viel zu tun. Ich komme viel zum Operieren u. bin wieder recht gut in Übung gekommen. Traurig ist, daß wir sehr viele Augen herausnehmen müssen, weil sie so schwer verletzt sind. Daß beim besten Willen nichts mehr zu machen ist. …..

Fp. Nr.: L 30946 v. 20.2.45 (26H) mit Fp. Nr.: 04078
Den, 17.2.45
…  Ich bin noch in Heiligenbeil, der Augenabteilung des Kriegslazaretts zugeteilt, weil hier eine Einrichtung für einen Augensaal da ist. Wir sind 4 Augenärzte, die laufend arbeiten, vor allem viel operieren. Meine Einheit vom Fsch. Panzerkorps Hermann Göring hat ein kleines Luftwaffen Feldlazarett hier am Ort. Ich wohne dort bei meinen bisherigen Kameraden u. gehe jeden Tag zur Arbeit ins Kriegslazarett 3/615 des Heeres. Der Krieg von uns wird leider immer etwas arger. Hoffentlich kommen wir noch heraus, mit Schiff oder Flugzeug.   …….

Fp. Nr.: L 30946 v. 26.2.45 (26H) mit Fp. Nr.: 04078
Sonntag, den 18.2.45
… Komme eben aus der Kirche, d. h. aus dem Pfarrhaus, wo in einem Zimmer das Meßopfer gefeiert wurde, weil die Kirche selbst voll Verwundeten liegt u. beschlagnahmt ist. Es sind
allmählich Verhältnisse wie in der Katakombenzeit. Die Geistlichen halten jedoch ihren Gläubigen die Treue, viel mehr als die gottgläubigen Herren. …
Hier hat sich inzwischen nicht viel geändert, weder zum Guten noch zum Schlechten. Man ist dankbar für jeden Tag den man in dieser unsagbar schweren Zeit hinter sich bringt. Ich bin noch in Heiligenbeil, auf der Augenabt. des Kriegslazaretts 3/615. Unser Corpsfeldlazarett liegt ebenfalls hier, nur hat es aber keine fachärztliche Einrichtung. Wir haben unterwegs viel zurücklassen müssen. ………

Fp. Nr.: L 30946 v. 2.3.45 (26H) mit vermutlich Fp. Nr.: 28517 = Feldlazarett 605
Den 20.2.45
…Heute fliegen die Schwestern unseres Kriegslazaretts mit dem Flugzeug nach Hause u. will ich Dir in Eile einen ganz lieben Gruß u. viele Küsse senden. Es geht mir gut. Die Lage hat sich weiter verschärft, der Russe greift überall stark an u. schießt auch bereits mit weittragender Artillerie in unsere Gegend. Heute ist ein Kriegslazarett von hier abmarschiert über das Haff v. der Nehrung in die Danziger Gegend. Wenn nur wir auch schon herauskämen. Legen wir alles in Gottes Hand.
…….

Fp. Nr.: L 30946 LGPA Königsberg v. 2.4.45 „d“
Gründonnerstag (28.3.45)
…Morgen habe ich die Gelegenheit, wieder einen Brief zur Feldpost geben zu können u. will ich die Gelegenheit benutzen, ein Lebenszeichen von mir zu geben. Gottseidank geht es mir bis jetzt gut. Wir sind immer noch an unserem alten Platz auf der frischen Nehrung.
In den letzten Tagen sind viele Verwundete vom Festland herübergekommen, da der Kampf dort zu Ende geht. Leider sind viele dort liegen geblieben. Bei uns ist nun alles überfüllt. Unsere Verpflegung ist viel schlechter geworden u. recht einseitig. Was aus uns weiter wird, weiß niemand. Hoffentlich kommen wir doch bald hier heraus, denn überzählig sind wir schon längst. Das Rotkreuzabzeichen wird jetzt auch hier (?) getragen. Der Russe soll ihm auch beigetreten  sein, jedoch ist bei uns amtlich noch nichts bekannt. ……..
Ein Trost für mich ist, daß Ihr noch nicht im vom Krieg bedrohten Gebiet seid. Viele von uns wissen überhaupt nicht mehr, wohin sie schreiben können. Ich hoffe doch, daß der eine oder andere von meinen Briefen wenigstens ankommt. Heute hat ein Kollege von der Infanterie Post bekommen, wobei ihm seine Frau mitteilt, daß sie Post von Ende Februar aus Ostpreußen erhalten habe. Ich habe Deine Briefe 6. 8. u. 9. bekommen, die noch an L 60991
(Anmerkung: Gen. Kdo. Fs. Pz. Kps. H. G. / 3/45 bei der 4. Armee / Heiligenbeil)
gerichtet waren, anscheinend sind die an L 30946 noch nicht bis zu mir nachgekommen. Ich nehme an, daß Du also gegen Anfang Februar meine erste Post von meiner neuen Dienststelle aus (L30946) bekommen hast. ………

HW33175

Offline fp123

  • "Supporter"
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Danke für`s Zeigen!

mfg
Hans
Geschichte der deutschen Feldpost (1938 -1945) .....was mir gefällt.

 

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