Sehr später Brief eines Volkssturm-Mannes in der 1. Kompanie des 55. Bataillons Gau 31 (Steiermark) aus Graz-Gösting, geschrieben am 2. Mai 1945, abgestempelt am 3. Mai 1945, gesendet an eine Postlagernd-Adresse in Oeblarn/Steiermark, Ankunftsstempel vom 5. Mai 1945.
Aus dem Text:
„Ich hatte gestern auf heute Nachtdienst, als ich um 3h früh abgelöst wurde musste ich erfahren, dass unser Führer bei den Kämpfen um Berlin gefallen ist. Du kennst meine Ansicht. Ich sagte immer, dass ich solange der Führer lebt auf einen Sieg hoffte, ich meine damit nicht auf einen Sieg wie von ihm am Anfang des Krieges erhofften, sondern auf einen Frieden wie ihn das Deutsche Reich zu seinem Fortbestand benötigt. Nun ist der Führer tot, meiner Ansicht nach auch das Deutsche Reich und mit ihm wir alle. Wir haben nun alles verloren unseren Bub, Hab und Gut, sowie die Einsicht, was aus uns jetzt werden wird wissen die Götter. Niemand wird unser Haus aufbauen, ob wir jemals zu einer Wohnung kommen bezweifle ich...Heute wurde uns gesagt der Kampf gehe weiter, gut, aber mein Glaube an einen gerechten Frieden ist dahin, ich bin nur noch ein Automat aber kein Kämpfer, denn für mich ist der Kampf verloren...“
Gauleiter Sigfried Uiberreither ließ noch am 7. Mai 1945, am Tag vor seiner eigenen Flucht, eine Gruppe von Widerstandskämpfern im Feliferhof hinrichten und auch im Hof der Polizeidirektion wurden politische Gegner bis zuletzt ermordet. Uiberreither übergab die Geschäfte seinem innerparteilichen Gegner, dem gemäßigteren Armin Dadieu. Dieser enthob noch zu Mittag alle Kreis- und Ortsgruppenleiter der NSDAP in der Steiermark ihrer Funktionen. In der Nacht zum 9. Mai 1945 marschierte die Rote Armee in Graz ein und übernahm in den folgenden Tagen große Gebiete der Steiermark.
Grüsse