Ein nicht unkompliziertes Thema ist die Feldpost der Angehörigen der kroatischen Streitkräfte, unter anderem der Domobranen. Die Organisation der Feldpost dieser Verbände war grösstenteils nicht zu vergleichen mit derjenigen der deutschen Feldpost.
Natürlich handelt es sich dabei nicht um deutsche Feldpost im engeren Sinn. Dennoch ist es mehr als interessant auch für Sammler der deutschen Feldpost, sich mit diesem Thema zu beschäftigten. Es gibt einige Gemeinsamkeiten und Überschneidungen, politisch und militärisch.
Zunächst ein kleiner Exkurs zum Hintergrund der kroatischen Streitkräfte (vgl. Wikipedia). In der Folge der Invasion Jugoslawiens durch die deutsche Wehrmacht wurde ein kroatischer Marionettenstaat gegründet. Am 16. April 1941 wurden unter Slavko Kvaternik als Oberbefehlshaber die Hrvatsko domobranstvo (Kroatische Heimwehr) mit Heer, Marine, Luftwaffe, Nationalgarde, Gendarmerie und Arbeitsdienst als reguläre Streitkräfte Kroatiens gebildet. Sie waren an der Eindämmung der ersten Aufstandswelle im Spätsommer und Herbst 1941 entscheidend beteiligt.
Ihre operative Führung wurde gemäß den 1942 und 1943 geschlossenen Abkommen von der zuständigen deutschen Heeresgruppe oder dem deutschen Armeeoberkommando übernommen. Zwischen November 1941 bis Mai 1943 waren rund 55.000 Mann in drei Armeekorps mit sechs Infanterie-Divisionen und einer Gebirgs-Division gegliedert. Im Mai 1943 wurden die sechs Divisionen in vier Gebirgs- und vier Schützenbrigaden umgewandelt. Am 21. November 1944 übernahm das Staatsoberhaupt Ante Pavelić den Oberbefehl und verfügte die Verschmelzung der Heeres-Einheiten mit der faschistischen Ustascha-Miliz zu den Hrvatske oružane snage (Kroatische Streitkräfte). Zusammengelegt ergab dies eine Personalstärke von 16 Divisionen. Neben Kroaten dienten auch Bosniaken, Serben, Tschechen, Slowaken, Ukrainer, Russen und Angehörige anderer nationaler Minderheiten.
Als die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee siegte, flohen im Mai 1945 die Soldaten der Domobrani mit der Regierung aus Zagreb in Richtung Kärnten, wo sie bedingungslos kapitulierten und von britischen Armeestellen an die jugoslawische Regierung unter Tito ausgeliefert wurden. In der Folge kam es zu den Massakern von Bleiburg.
Für die Post von den Angehörigen der kroatischen Streitkräfte gab es zunächst keine besondere Organisation im Sinne der deutschen Feldpost. Der Postverkehr innerhalb des kroatischen Staatsgebiets wurde mit offener Anschrift und mit offenem Absender abgewickelt. Die Post war mit kroatischen Briefmarken freizumachen. Post von und an die Angehörigen der kroatischen Streitkräfte war also zu erkennen an den offenen Bezeichnungen der Einheiten. Alles nachzulesen bei Michael Wieneke.
Ich zeige hier eine Karte der kroatischen Post (mit Kriegszuschlag), geschrieben von einem Domobranen bei der I. kroatischen Gebirgsbrigade in Doboj (offener Absender), gestempelt am 19. Januar 1944. Empfänger war ein kroatischer Soldat bei der Feldpostnummer 59875C, 2. Kompanie der gemischten Ausbildungs-Abteilung der kroatischen Ausbildungs-Brigade. Front-Front Beleg mit ABP Wien.
Im Juni 1943 wurden besondere Feldpostkarten für die Einheiten der kroatischen Wehrmacht herausgegeben. Die Karten tragen die Bezeichnung DOPISNICA ZA BOJNU POSTU (Postkarte für Militärpost).
Es wurden Karten zunächst nur in kroatischer Sprache und dreisprachig in kroatisch, deutsch (Feldpostkarte) und italienisch (Cartolina Militare di Campo) und später nach der Kapitulation Italiens nur in kroatisch und deutsch ausgegeben.
Die Karten wurden von der kroatischen Staatsdruckerei auf weissem bis bräunlichem bzw. auf bläulichem, grünlichem und rosafarbenem Karton gedruckt (etwas ähnlich wie bei den Feldpost-Vordruckkarten der Ostpreussen-Feldpost).
Zudem wurden die zweisprachigen Karten mit drei verschiedenen Propagandasprüchen auf kroatisch bedruckt. Die Sprüche sind weiter unten zu lesen.
Hier eine dreisprachige Karte auf grauweissem Karton vom 10. Februar 1944 von einem Domobranen-Leutnant im Raum Zemun, gesendet nach Osijek.
Hier zwei Beispiele für die zweisprachigen Vordruckkarten auf kroatisch und deutsch.
Zunächst eine Karte auf rosafarbenem Karton von einem Domobranen der kroatischen Wehrmacht bei der 1. Sturmkompanie, 16. Bataillon mit Stempel Donji Miholjac vom 17. April 1944, gesendet nach Ruma.
Der Propagandaspruch links unten lautet auf deutsch:
Eine Nation ohne Armee - ein Körper ohne Knochen,
Für Kroatien dein Herz, deine rechte Hand, deinen Wagemut!
Die nächste Karte auf bläulichem Karton von einem Domobranen beim 17. Infanterie-Regiment aus Varaždin, abgestempelt am 10. Oktober 1944, gesendet nach Brod, mit kroatischem Zensurstempel.
Der Propagandaspruch links unten lautet auf deutsch:
Ausserhalb von Kroatien gibt es keine Freiheit für dich
Nur durch den Kampf führen alle Wege zum Glück!
Erst im August 1944 ist eine Feldpost errichtet worden, die mit der Organisationsform der deutschen Feldpost vergleichbar war und eine Tarnung der Einheitsbezeichnungen auf den Postsendungen zur Folge hatte.
Die Feldpostorganisation war gegliedert in Hauptfeldpost und verschiedene Sammelstellen und Feldpostämter. Ausserdem erhielten alle Einheiten ein Feldpostamt und eine Feldpostnummer mit dem vorangestellten Buchstaben „H“.
Post von der Front an die Heimat durfte nun weder die offene Anschrift des Absenders noch einen Poststempel mit Ortsangabe zeigen. Die Post der Domobranen war gebührenfrei wenn eine Postkarte verwendet wurde. Briefe mussten weiterhin nach den normalen Gebührensätzen freigemacht werden.
Hier zwei Feldpostkarten, welche von der neuen Feldpostorganisation abgefertigt wurden.
Zuerst eine zweisprachige Karte auf bräunlichem Karton eines Domobranen (Unteroffizier) der kroatischen Wehrmacht bei der Einheit H-1206, nach Zagreb, rückseitig datiert 8. März 1945. Die Nummer des Feldpostamtes 1206 zeigt, dass die Einheit im Bereich des Sabirna Bojna Posta I (Feldpost-Sammelstelle I) im Raum Zagreb stationiert war.
Eine weitere zweisprachige Feldpostkarte auf bläulichem Karton des gleichen Soldaten wie oben bei der Einheit H-1206, rückseitig datiert vom 9. März 1945.
Der Propagandaspruch links unten lautet auf deutsch:
Der Kampf für Kroatien bereichert dein Leben
und ist der Schutz für deine Familie - die Belohnung!
Hallo Manfred!
Danke für das Einstellen.
Sehr interessant.
HW33175
Eine portofreie Feldpostkarte eines Domobranen bei der Einheit H-1247 nach Bihac, datiert 29. April 1945, handschriftlich vermerkt im Absender „Bojna Pošta“ (Feldpost), mit kroatischem Zensurstempel. Die Nummer des Feldpostamtes 1247/12 zeigt, dass die Einheit im Bereich des Sabirna Bojna Posta I (Feldpostsammelstelle I) im Raum Zagreb stationiert war.
Und eine Postkarte aus Zagreb (mit Kriegszuschlag) vom 28. März 1945 an einen Domobranen bei der Einheit H-1263/57, handschriftlicher Vermerk auf der Vorderseite „Bojna Pošta“ (Feldpost). Die Einheit des Empfängers war ebenso im Raum Zagreb stationiert.
Die Feldpost von Domobranen ist sehr selten, insbesondere auch die vorgedruckten Feldpostkarten und die Post aus der Zeit ab August 1944 nach der kompletten Reorganisation. Ich fände es toll, wenn hier weitere Stücke gezeigt werden könnten, um dieses Gebiet besser dokumentieren und verstehen zu können!
Danke an Euch und Grüsse
Hallo Manfred
Sehr schöne Belege, und ein tolles Thema.
Ich besitze leider keine Karten.
Aber mich würde die Wertigkeit der Karten interessieren, falls mir mal eine über den Weg läuft.
Viele Grüße Werner
Hallo Werner
Die vorgedruckten Karten aus dem Bedarf und gut erhalten würde ich sagen, der Preis eher über als unter EUR 200. Die Belege der neuen Feldpost mit den kroatischen Feldpostnummern sicher noch darüber.
Aber vielleicht hat man ja mal Glück und bekommt sie günstiger.
Grüsse
Manfred
Hallo
möchte auch noch einige Karten der Kroatischen Domobranen vorstellen
Sehr schön!
Die Feldpostnummern H-1249 und H-1243 müssten beide aus dem Raum Zagreb stammen (Feldpostsammelstelle I).
Interessant auch der Zensurstempel.
Grüsse
Manfred
Hallo Manfred,
Danke für die Antwort.
Grüße Werner
Hallo Manfred,
eine echt schöne Sammlung!
Danke für die Einstellung zur Ansicht!
Moschus
Wie bereits weiter oben beschrieben, wurde der Postverkehr von den Angehörigen der kroatischen Streitkräfte bis Herbst 1944 mit offener Anschrift und mit offener Absenderangabe abgewickelt. Die Post war mit kroatischen Briefmarken freizumachen.
Informationen zu den kroatischen Streitkräften siehe hier:
https://www.axishistory.com/axis-nations/croatia/army
Postkarte eines Domobranen aus Cazin, gestempelt am 15. Juli 1943, gesendet nach Zagreb. Absender von einem Zastavnik (Fähnrich) in der 5. Kompanie, 2. Bataillon, 1. Jäger-Regiment in Cazin/Bosanska Krupa.
Absenderangabe auf der Karte: 5. sat II. bojna 1. lov. puk.
steht für: 5. satnija II. bojna 1. lovacke pukovnije
Grüsse
Brief eines Domobranen bei der 8. Schützenkompanie, 2. Bataillon, 10. Jäger-Regiment, gesendet am 6. Oktober 1943 aus Cazin/Bosanska Krupa in das Ausländer-Lager in Heiligeneich/Moosbierbaum in der damaligen Ostmark.
In Moosbierbaum befand sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein bedeutender chemischer Betrieb, das Hydrierwerk Moosbierbaum. Hier waren auch sehr viele Zwangsarbeiter eingesetzt.
Grüsse
Postkarte eines Domobranen, abgestempelt am 17. Februar 1942 in Lekenik. Der Absender ist Soldat bei der 3. Kompanie, 1. Bataillon, 6. Wachbrigade in Lekenik, gesendet nach Zagreb.
Grüsse
Unfrankierter Brief vom 22. Februar 1943 an einen Domobranen bei der 2. Kompanie der Domobranen-Kriegsschule, eigentlich Domobranen Zentralschule (Domobranska središnja škola) in Varaždin in der Zrinski-Kaserne. Da der Brief nicht frankiert war, wurde Strafporto erhoben.
Informationen zu der Ausbildungsstätte findet man hier:
https://www.axishistory.com/list-all-categories/380-croatia-army/croatia-army-units/8504-domobran-central-school-croatia
Grüsse
Karte mit Kriegszuschlag von einem Domobranen, gesendet am 9. August 1944 aus Pazarić. Der kroatische Soldat war ein Arzt und befand sich bei einer Einheit der Artillerie (IX. top. sklopa bzw. IX. topniÄki sklopa bzw. 9. Artillerie-Gruppe) in Pazarić.
Grüsse
Postkarte vom 2. April 1942 aus Retfala/Osijek an einen Domobranen bei der 2. Kompanie des Osijeker Ersatz-Bataillons in Petrovaradin.
Grüsse
Späte Postkarte mit Kriegszuschlag vom 27. März 1945 aus Novi Marof von einem Vodnik (Sergeant) der Ustaša bei der 8. Kompanie, 2. Bataillon, PTS-a (Poglavnikovih Tjelesnih Sdrugova) in Novi Marof, gesendet an ein Flüchtlingslager in Andorf/Schärding im Gau Oberdonau in der ehemaligen Ostmark.
Bei der Einheit PTS der Ustascha handelte es sich um die Leibgarde von Poglavnik Ante Pavelić (Eliteeinheit der Ustascha-Miliz). Post dieser Einheit ist sehr selten.
Nach dem Überfall der Achsenmächte auf Jugoslawien im Jahr 1941 wurde Pavelić durch Zustimmung der deutschen und italienischen Besatzungsmächte zum Staatsführer (Poglavnik) des neugegründeten Unabhängigen Staates Kroatien ausgerufen.
Neben der Landwehr bestanden Ustaša-Verbände, die dem Innenministerium unterstellt waren. Es handelte sich dabei um Formationen, die am ehesten mit der deutschen SS bzw. den italienischen "Schwarzhemden" (Camicie nere) zu vergleichen waren. Während die Landwehr allmählich auf eine Stärke von etwa 40 000 Mann absank, verfügte die Ustaša schliesslich über rund 76 000 Mann, da sie ab 1942 Einberufungen durchführen konnte. Die Ustaša war im November 1944 in die divisionsstarke 16 000 Mann umfassende PTS und weitere 18 selbstständige Brigaden gegliedert.
Zur Ustaša und PTS Leibgarde siehe auch hier:
https://www.axishistory.com/axis-nations/croatia/ustasha
Grüsse
Feldpostbrief aus Zagreb vom 13. Dezember 1944 von einem Domobranen beim 1. Bataillon des 20. motorisierten Regiments in Zagreb/Gradec, gesendet nach Zagreb.
Da der Brief gebührenpflichtig und nicht frankiert war, wurde Strafporto erhoben (Tax-Vermerk). Mit Zensursteifen und Zensurstempel (Prüfer-Nr. 19) der Zensurstelle Zagreb (zivile Zensur bei Feldpost).
Grüsse
Postkarte an einen Domobranen bei der 3. Kompanie, 3. Bataillon Vojna Krajina („Militärgrenze“) in Sarajevo, geschrieben am 22. April 1942 in Vareš/Unabhängiger Staat Kroatien (heute Bosnien und Herzegowina).
Um die Grenze des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH) in Richtung Serbien und Montenegro militärisch zu schützen, wurde eine Einheit zur Bewachung der Militärgrenze (Vojna krajina) gegründet. Die Einheit bestand zwischen Juli 1941 und Mai 1942. Es wurden fünf Bataillone gebildet, die jeweils einen zugeteilten Grenzsektor überwachten.
Grüsse
Postkarte mit Kriegszuschlag von einem Domobranen (Vodnik/Sergeant) vom 24. Juli 1944 vom Militärflughafen Rajlovac/Sarajevo beim 7. Bombergeschwader der kroatischen Luftwaffe (7. bombardersko jato, 2. zrakoplovne luke, Rajlovac), gesendet nach Petrovaradin.
Von 1919 bis 1941 war Rajlovac ein Luftwaffenstützpunkt des Königreichs Jugoslawien. Nach der Bombardierung durch die deutsche und italienische Luftwaffe 1941 besetzte die deutsche Wehrmacht zusammen mit neugegründeten Verbänden der NDH den Luftwaffenstützpunkt. Rajlovac blieb bis zur Befreiung durch die Partisanen im April 1945 ein Luftwaffenstützpunkt der NDH-Regierung (Unabhängiger Staat Kroatien).
Grüsse