Hallo!
Hier ein Brief aus Österreich an einen in Schweden internierten österreichischen Obergefreiten v. 4.1.46 aus Linz an das
Internierten Lager Grunnebo, Forsvarsstaben a. v. d., It. Stockholm, Schweden.
Der Brief wurde in Österreich zensiert und trägt auch einen Eingangsstempel v. 27.4.46 in Stockholm.
In Schweden wurde der Brief zurück nach Österreich gesandt, da der internierte Kriegsgefangene zwischenzeitlich im Zuge der „Baltenauslieferung“ in die Sowjetunion überstellt wurde.
Dieses wird durch einen Z3-Stempel in roter Farbe mit dem Text dokumentiert:
„Zurück an Absender.
Empfänger von Schweden nach
Sovjetunion transportiert.“Der Stempel dürfte mit ziemlicher Sicherheit erstellt worden sein, da nach der Auslieferung sicherlich zahlreiche Briefe, die an die Internierten gerichtet waren, zurückzusenden waren.
Dazu nachfolgend noch eine Zusammenfassung zu dem Thema „Baltenauslieferung“:
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Fritz, Peter “Ort der Gefangennahme: Schweden” – Zur Auslieferung von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht an die Sowjetunion 1945/1946
Seiten 145 - 164
Historischer Aufriss
Der Großteil der deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion war unmittelbar vor ihrer Gefangennahme in Kämpfe an der Ostfront involviert, eine kleine Anzahl von Soldaten wurde Ende 1945/Anfang 1946 von Schweden an die Sowjetunion ausgeliefert und kam so in sowjetischen Gewahrsam. Als „Ort der Gefangennahme” steht im Kriegsgefangenen-
Personalakt „Schweden”. Ein solcher wurde über jeden Soldaten in der Sowjetunion im Archipel GUPVI, in der Hauptverwaltung für Angelegenheiten für Kriegsgefangene und Internierte, angelegt. Als Datum der Gefangennahme sind die ersten Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges angegeben, obwohl die Soldaten erst Monate später in die Sowjetunion
kamen. Diese hatten Schweden im Mai 1945 unmittelbar bei Kriegsende bzw. wenige Tage danach erreicht und waren von den eingeschlossenen deutschen Verbänden aus dem so genannten „Kurland-Kessel” im Baltikum bzw. aus dem Raum Danzig und Hela gekommen.
Diese Soldaten hatten aus Angst, in sowjetische Kriegsgefangenschaft zu geraten, versucht, über die Ostsee in den Westen zu kommen. Teile der in Schweden angelangten Soldaten waren von ihren Verbänden geflohen andere kamen als geschlossene Einheiten bzw. als Schiffbrüchige an die schwedische Küste, nachdem ihre Schiffe bei der geplanten Verlegung
vom Kurland über die Ostsee mit Ziel Dänemark bzw. von Westalliierten besetzte Zonen, von sowjetischen Einheiten beschossen wurden und ihre Schiffe zerstört oder nicht mehr seetüchtig waren. Diese Soldaten, ihrer Nationalität nach vor 1938 zum Großteil „deutsch”, einige Österreicher, Tschechen (Tschechoslowaken), Polen, Esten, Letten, Litauer usw. wurden nach ihrer Ankunft in Schweden vorerst, den internationalen Konventionen
entsprechend, in so genannten interneringsläger [Internierungslagern] zusammengefasst.
Die Lagerverwaltung oblag der interneringsavdelningen [Internierungsabteilung] im försvarsstaben, dem Führungsstab der Streitkräfte. Die Lager befanden sich in Bökeberg
(nur im Mai 1945), Havdhem (Gotland), Ränneslätt (Eksjö), Grunnebo und Backamo (Uddevalla) und Rinkaby.
Unter heftigem Protest von Teilen der schwedischen Bevölkerung und Widerstand der betroffenen Soldaten (Selbstmorde, Selbstmordversuche, Hungerstreiks, Selbstverstümmelungen) wurden im Zeitraum Dezember 1945 bis Januar 1946 rund 2.520 dieser Männer in drei Transporten an die Sowjetunion ausgeliefert, darunter auch jene 146 Soldaten baltischer Herkunft, um die sich die Diskussionen in Schweden um das Für und
Wider eine Auslieferung an die Sowjetunion hauptsächlich drehten, 310 Mann wurden an die britischen Besatzungsbehörden in Deutschland übergeben, und etwas mehr als 50 Mann kamen nach Polen. Insgesamt entkamen nur 80 Mann durch massive Selbstverstümmelungen der Auslieferung und wurden später den zivilen Behörden übergeben. Die Auslieferung wird heute im öffentlichen Diskurs in Schweden als einer der größten Schandflecke in der Geschichte Schwedens im 20. Jahrhundert gesehen.
Vgl. Archiv des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Graz–Wien–Klagenfurt, Personaldatenbank für österreichische Kriegsgefangene und Internierte in der Sowjetunion.
HW33175