Das Feldpost Sammlerforum "www.die-feldpost-2-weltkrieg.org"
Regeln, Allgemeines Forum => Neu erworben => Thema gestartet von: Zarizyn am 07. Februar 2022, 16:16:12
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Hallo liebe Feldpostgemeinde,
.... nach langer Zeit bitte ich die "alten Hasen" mal wieder um Hilfestellung und Analyse eines Belegs.
...vorliegender Brief ist mit dem Inhaltsschreiben 10.01.43 an seine Schwester in der Schweiz datiert....der Soldat erzählt von seiner Verwundung am 11.12.42 der ersten Operation und das er mit dem Flugzeug fortgeschafft wurde. Im Güterwaggon weitertransportiert. Noch 2x in einem Kriegslazarett operiert wurde und sich seit 04.01. in Kiew zur Behandlung und Genesung befindet.
Nun zu meiner Frage: Der Stempel auf dem Umschlag ist mit 11.01.43 - 12 gestempelt. Das lässt sich denke ich noch gut erkennen. Auf dem Rückumschlag gibt der Soldat nicht seine FP.Nr. an, sondern die KH Anschrift in Kiew.
Wie kommt der Dienst/Einheits Stempel 07077 - 1.Sanitätskompanie 176 / 76.Infanterie Division darauf ? Die Einheit/Division befindet sich doch im Kessel von Stalingrad ! und nicht in Kiew.
Und bedeutet das zwangsläufig der Soldat war auch von dieser Einheit ? Auch nicht unbedingt oder?
Dazu kommt eine Zensur / Streifen den ich so auch noch nicht gesehen habe.
Wäre klasse wenn mir das jemand mal analysieren könnte, bin gespannt...vielleicht ist es einfacher wie ich denke. ;)
...vielen dank für eure Hilfestellung im vorraus... :)
...grüsse zarizyn
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Hallo Zarizyn,
Ich schreibe hier mal meine Vermutung auf:
Der Absender ist im Kessel von Stalingrad verwundet worden.
Dort kam er zur Wundversorgung an die 1. Sanitätskompanie 176 und bei der Einheit ist er an den vorab mit dem Briefstempel der Einheit gestempelten Briefumschlag gekommen (Vielleicht bekam er auch mehrere).
Dann wurde er aus dem Kessel ausgeflogen und hatte erst in Kiew die Möglichkeit, diesen Brief zu schreiben und aufzugeben. Dort kam wegen der Richtigkeit und weil es routinemäßig so gemacht wurde, noch ein zweiter Briefstempel mit der nicht lesbaren Feldpostnummer darauf.
Dann ging der Brief in die zu der Zeit für die Schweiz zuständigen Auslandsbriefprüfstelle Frankfurt/Main, wurde dort geprüft und mit dem Verschlussstreifen verschlossen.
Anschließend ging er in die Schweiz.
Was meinen die anderen?
Beste Grüße
name301
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das dürfte so hinkommen. bis auf die auslandsbriefpoststelle alles richtig. münchen war für die schweiz zuständig. (d)
gruss frank
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Laut Landsmann war Frankfurt bis März 43 für die Schweiz zuständig und München erst ab April 43.
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So wie name301 es schon beschrieben hat ist es auch gewesen. Der zweite Briefstempel wurde als absendene Einheit zusätzlich mit abgeschlagen. Wäre jetzt interessant, ob der Briefeschreiber noch mehr Briefe auch von Kameraden mit aus dem Kessel genommen hat und erst in Kiew aufgegeben hat. Gruß Bodo35
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also meine 42er briefe haben alle münchner zensur...
nur so am rande.....
gruss
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Hallo Frank,
also ich sehe bei deinen gerade eingestellten nur "e" Zensurstreifen und Stempel das steht ja für Frankfurt/Main oder bin ich Blind...
Gruß
Bodo35
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Hallo zusammen,
ist es dann doch so einfach...zwei Briefumschläge gepumpt und jute Reise....
aber das klingt wirklich plausibel.
vielen Dank für eure Mithilfe
grüsse aus Leipzig
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stimmt. ich verwechselte mit d münchen...
e ist frankfurt...
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Hallo Zarizyn!
Hier eine weitere Karte des Schweizer Soldaten vom 20. Februar 1942, geschrieben am 18. Februar 1942, Feldpostnummer 07077, 1. Sanitäts-Kompanie 176 der 76. Infanterie-Division, mit Briefstempel, gesendet an seine Schwester in die Schweiz.
Offenbar handelte es sich um einen Schweizer Soldaten, der seinen Dienst in der Sanitäts-Kompanie 176 absolvierte. Ab Oktober 1941 kämpfte die 76. Infanterie-Division im Raum Artemowsk, wo sie bis Juli 1942 stand. Der Soldat nahm zudem Bezug auf die Schweizer Ärztemission an der Ostfront (zu dieser Zeit fand die zweite Mission statt), war aber nicht Teil von dieser. Mit seiner Einheit geriet der Soldat dann später, wie aus dem von Dir gezeigten Brief zu deuten, in den Kessel von Stalingrad.
Aus dem Text:
„…. und ich danke Dir so für alles: Dass Du mich nicht vergessen hast in diesem grausig öden, trostlosen Land, das mir wie sibirische Wüste vorkommt jetzt im eisig kalten Winter (einmal hatten wir 47 Grad!)… Wegen einer länger dauernden Päckchensperre hat sie das Paket nicht schicken können…Beide Krankheiten sind überstanden, auch die Venenentzündung. Meinen Dienst an den Kranken und Verwundeten tue ich gern, darf manches Schöne dabei erleben. Im Geiste stehe ich bei jener Ärztekommission [sic.], die -aus unserem Lande- im Osten sich mit eingesetzt hat. Wir haben harte Tage hinter uns mit sehr viel Arbeit an Deutschen und Russen…“
Zur Schweizer Ärztemission siehe auch hier:
http://www.die-feldpost-2-weltkrieg.org/index.php/topic,1734.msg26423.html#msg26423
Grüsse
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Hallo Manfred,
das ist ja ein absoluter Traum-Beleg! Inhaltlich wirklich aussagekräftig.
Glückwunsch und beste Grüße
Leger_de
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es ist so ziemlich eines der seltensten briefe und karten die man suchen kann: post aus stalingrad ins ausland...
gratuliere. das sieht man selten.
gruss frank
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Na ja, aus Stalingrad ist die Karte zu diesem Zeitpunkt leider nicht…
Grüsse
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Hallo Manfred,
das ist ja wirklich interessant und klasse, dass sich das noch aufklärt und man den weg nun gut nachvollziehen kann....
wie der Zufall das so manchmal macht. ;)
Vielen Dank fürs analysieren und viele grüsse aus Leipzig....