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Autor Thema: Zeitzeugenbericht v. 5.u.7.8.43 aus Hamburg, über Operation Gomorrha  (Gelesen 451 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Fp. Brief von der Fp. Nr.: L 33549 LGPA München v. 24.8.43 = II. Gru. K.G. 1 / Airasca / Italien.

In dem Brief befanden sich 2 Inhalte v. 5. und 7.8.43 über Angriffe auf Hamburg / Operation Gomorrha. Geschrieben wurden sie offensichtlich nicht von dem Absender des Feldpostbriefes, sondern von einer Tante Agnes.

Aufgrund der Handschrift gelang es mir nicht die Texte vollständig wiederzugeben.
Wobei das Lesbare das Erleben der Zeitzeugin anschaulich wiedergibt.
Nicht lesbare Worte sind mit einem Fragezeichen (?) bezeichnet.

Gr. Flottbek, d. 5.8.43
… Ich habe Vorgestern und heute 2 Karten aus Quickborn erhalten v. 26. und 27.7.
Die Post wird jetzt wieder ausgetragen. Erst die Liegengebliebene. …
Wir haben in der Nacht vom 2. zum 3. Aug. wieder von 1000 Flugzeugen gehabt.  Dazu ein furchtbares Gewitter. Seit abends nach 10 Uhr fing der Blitz über der Elbe an zu leuchten.
… Als ich nach Hause ging, war die andere Seite von der Elbe rings herum in Blitze gehüllt. Die ganze Nacht war schweres Gewitter. Dazwischen kam um ½ 12 Alarm. Ich traute meinen Ohren nicht, keiner hat bei dem Wetter daran gedacht. …
Unsere Batterie hat aus 7 Geschützen 3 volle Stunden gefeuert, immer über unser Haus weg, ohne Aufenthalt und dazwischen Donner und Blitz, wir waren nicht sicher, ob die Kanonen schossen oder ob es der Donner war, als wenn die Hölle los war. Ich saß mit Herrn Schmidt im Keller und schälte Kartoffeln und Kohlrabi, zwischen alle unseren Sachen, die ich am Abend vorher runter gebracht hatte bis ½ 4 Uhr morgens hatte ich gepackt und das wollte ich alles retten, wenn es sein sollte, es hieß nämlich, die wollten Flottbek klein machen. Aber als ich packte, kam ein Alarm dazwischen. ….
Bei uns ist soweit alles heil geblieben. ….
Tante Agnes.

d. 7.8.1943
..  Heute war ich nach Hamburg, um mich nach den Verwandten mal umzusehen. Bis Altona konnte ich mit der Vorortbahn fahren. Von da bin ich zu Fuß durch die große (?str.) gegangen und bin auf dem Zeughausmarkt in der englischen Kirche gelandet. Max und Mäbel habe ich getroffen und allerlei erfahren. In (?) Kirche haben sie 120 Mann einquartiert. Es sieht bei ihnen herum auch schlimm aus. Hans, Else, Karl sind verschont geblieben. ? ganze Häuser stehen zwischen all den ausgebombten.  Die kleine Kirche bei ? ist auch weg. Hans war bei Max. Er war auch bei Onkel Rudolf seinem Haus. Aber da gab es auch nichts zu retten. Das ist alles weg. Der wird wohl einen Schreck bekommen. Dann wollte ich zu Onkel William. …..
..Du kannst Dir nicht vorstellen wie es da aussieht. Mir war das Weinen nahe. Jedes Haus auf beiden Seiten, nur Schutthaufen. Die ganze Gegend …. soweit Du siehst nur Ruinen.
… hat Onkel auch nichts retten können und ist obdachlos. Ich fragte die Männer, die da aufräumten, ob sie mir nicht sagen können, ob Familie Steffan gerettet sind oder ob sie auch darunter begraben sind. Er sagte, es kommt darauf an, welchen Keller sie aufgesucht haben.
Gegenüber von Bunker liegen noch welche begraben. Wenn Onkel in ihrem Hauskeller waren, dann weiß ich nicht. Es steht nicht eine Wand bei Onkel. Wann man wohl erfährt, wo sie abgeblieben sind. ….

HW33175

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Fp. Brief v. 11.8.43 „b“ von der Fp. Nr.: 22742 = Stab Mar.-Flak-Abt. 809 /
 U.: 5. Mar. Flak-Brig. / Frankreich / St. Nazaire

Der Brief geht zur eigenen Familie nach Hamburg-Altona.

Der Briefinhalt bezieht sich auf die Operation Gomorrha.
Die Operation Gomorrha war der militärische Codename für eine Serie von Luftangriffen, die von der britischen Royale Air Force und der US-Air Force vom 24. Juli bis 3. August 1943 auf Hamburg ausgeführt wurden.
Es waren die bis dahin schwersten in der Geschichte des Luftkrieges. Begünstigt durch besondere Witterungsbedingungen entfachten die Flächenbombardements insbesondere in den östlichen Stadtteilen einen verheerenden Feuersturm, dem schätzungsweise 34.000 Menschen zum Opfer fielen.

Auf dem Umschlag vorn links unten: Das Haus war am 28.7.43 beschädigt, aber noch bewohnt.

Hinweis in Bleistift auf der Rückseite:
Gehe zur Ortsgruppe und lasse ein Telegramm abstempeln, daß Du alles verloren hast und gebe sofort auf.
Telegramm
Wir haben alles verloren, komme bitte sofort / Agnes

Inhalt : O.U., 10.8.43
.. Ich weiß, daß Ihr alle schon lange auf ein paar Zeilen oder auf mein persönliches Kommen wartet, aber leider ist es mir von meinem Kommando bis heute noch nicht erlaubt, und außerdem auch ein Einreiseverbot nach Groß-Hamburg was Euch wohl noch bekannt ist.
Ich war und bin auch noch, von all dem Geschehen was in Hamburg in der letzten Zeit passiert ist, vollkommen mit meinen Gedanken bei Euch. Ich kann mir auch danken, wie es mit Euch allen steht, was Ihr durchgemacht habt, was Ihr gesehen habt und was Ihr jetzt noch durchmachen müßt. Den einen Trost habe ich von Euch allen, daß Ihr alle noch am Leben seid, wenn wir auch alles andere verloren haben. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß alle war wir gehabt haben, was wir uns in jahrelanger Arbeit, allein oder durch Eure gut Hilfe, liebe Eltern zusammen getragen haben, in einer einzigen Nacht alles dem Erdboden gleich gemacht ist. Aber es muß wohl schon wahr sein. Und nun bleibt wohl nur noch die Frage, wie und womit fangen wir nach dem Kriege an. Aber daran darf und kann man noch nicht denken, denn wie alles ausläuft muß man eben abwarten.
Nun zu Euren Zeilen: Das Telegramm welches Ihr geschickt habt ist hier nicht eingetroffen. Es wird wohl nach und von Hamburg kein Postverkehr während der ersten Tage nach dem furchtbaren Angriffen stattgefunden haben. Den ersten Brief von 28.7.43 erhielt ich am 5.8. ohne jeden Postvermerk. Den zweiten Brief vom 28.7.43 erhielt ich am 9.8.43 mit einem Poststempel vom 2.8.43. Ich weiß nicht, ob Euch dieser erreicht, darum möchte ich Euch
vorläufig über mein nicht sofortiges Schreiben oder Antworten erst im nächsten Brief berichten, wenn alles schon wieder bei Euch ruhiger geworden ist. Es ist sonst soweit nichts passiert, bin noch genau so gesund wie früher, nur das ich eine Strafe hab absitzen müssen und gerade während dieser Zeit, wo es so hart her ging bei Euch.
Ich muß nun erst einmal verschiedene Fragen an Euch stellen, trotzdem Ihr vielleicht noch ganz Kopf- und Gedankenlos seid.
Wie steht es denn mit der Post oder Paketaufgabe? Besteht (?) noch ein Postamt, damit man, wenn man etwas schickt auch die Gewißheit hat, daß es nicht in unbefugte Hände kommt?
Wenn es vielleicht möglich und Ihr bekommt diese Zeilen, sendet ganz kurz ein Telegramm über diese Fragen. Und wie steht es sonst mit Euch, Licht, Gas, Wasser und (?) gibt es doch sicherlich nicht?  Bekommt Ihr denn irgendwie etwas zu essen? Wie steht es denn mit Kleidung? Von hier, wo ich bin, ist ein kleiner Fischerort, da ist es unmöglich irgendetwas auch nur zu bekommen. Wir müssen sehen, daß wir uns vorläufig so helfen und irgendwie durchkommen.
Laßt nun von Euch so schnelle wie möglich etwas von Euch hören, denn ich bin schon seit Tagen ziemlich unruhig, da ich keine Nachricht von Euch habe und inzwischen noch mehrere Angriffe gewesen sind. Ich warte auf eine baldige Antwort.
..……..

In seinem Brief v. 02.9.43 Poststempel: Oldenburg mit Inh. v. 30.8.43 an seine Frau schreibt er, daß er einige Tage vorher ihren Brief erhalten habe.
Die Straßenanschrift ist gleich, jedoch jetzt Haus Nr. 45 (bei B.) und nicht mehr 37 pt.

HW33175


 

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