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Autor Thema: 3.Kp.Eisb.Pi.Rgt.4 v.1.10.-24.11.44 Raum Rakke, Kameradenbriefe zum Tode d. F.Z.  (Gelesen 430 mal)

Offline hw33175

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Schreiben des Oblt. Falkenstein und Soldaten K. Bärwald zum Tode des Uffz. Fritz Zeller v. 21.6.44 im Raume Rakke – Awinurme in Estland, begraben auf dem Friedhof in Ambla / Estland von der Fp. Nr.: 35263 = 3. Kp. Eisb. Pi. Rgt. 4 / U.: 18. Armee vom 1.10.44 und aus dem Kurland-Kessel v. 22 und 24.11.44.

O.U., d. 1.10.44
Liebes Fräulein Zeller!
Erst heute kann ich Ihnen für Ihren Brief v. 10.7. danken; unsere Komp. war durch einen überraschenden russischen Panzerangriff zersprengt u. verlor dabei auch den Gepäcktroß. Erst jetzt fand ich durch Zufall Ihre Anschrift wieder u. bitte deshalb die späte Antwort zu verzeihen. Ihr lieber Bruder war in einem Gebiet Estlands auf Erkundung, das als sehr ruhig galt. Der Überfall, erfolgte hinterrücks durch russische Fallschirmspringer oder estnische Banditen derart überraschend u. schnell, daß seine Kameraden, die nur wenige 100 m entfernt waren, die Tat nicht bemerkten. Einer seiner Begleiter wird Ihnen, liebes Fräulein Zeller, in den nächsten Tagen noch ausführlich schreiben u. ich hoffe, Ihnen dann auch Bilder von der letzten Ruhestätte unseres gefallenen Kameraden übersenden zu können.
Die Verleihung des K.V.K. erfolgte durch die SS-Division Niederland, der wir zwar nicht unterstellt waren, für die wir aber in N. mehrere sehr wichtige Arbeiten durchgeführt haben; so daß von dort eine K.V.K. Verleihung an die würdigsten Männer der  Kompanie vorgenommen wurde.
Ich bitte nochmals die späte Beantwortung Ihres Schreibens zu entschuldigen u. grüße Sie u. Ihre Frau Mutter im Namen der Kompanie!
H.H.!
Ihr Paul Falkenstein, Oblt. u. Komp. Chef.


O.U., d. 1.10.44

Lieber Kamerad Zeller!
Durch einen überraschenden Durchbruch starker russischer Panzerkräfte wurde unsere Kompanie zersprengt. Erst jetzt konnte ich sie wieder sammeln u. fand auch Ihre Anschrift wieder. Ich bitte aus diesem Grund, die Verspätung zu entschuldigen.
Ihr lieber Bruder Franz hatte in einem Gebiet Estlands eine Erkundung durchzuführen, das als besonders ruhig galt. Aus diesem Grund ließ er seine Männer vor einem sehr nassen Waldstück zurück, da deren Schuhzeug in schlechtem Zustand war. Er wurde derart schnell u. überraschend ermordet, daß seine Männer nichts bemerkten u. erst aufmerksam wurden, als Franz Zeller nicht am Endpunkt eintraf. Vernehmungen der Bevölkerung ergaben, daß kurz vorher in dem fraglichen Gebiet russische Fallschirmspringer u. estnische Banditen aufgetreten waren. Die Mitnahme seiner Dienstpapiere, Pistole u. des Soldbuches beweisen auch diese Behauptung. Ihr lieber Bruder wurde auf dem Heldenfriedhof  in Ambla bei Taps in Estland beigesetzt. Sein Grab ist heute auch leider in Feindeshand. Sein Tod u. alle seine gefallenen Kameraden sollen uns aber Verpflichtung sein zum rastlosen Einsatz bis zum Endsieg! Ich wünsche Ihnen Erfolg u. Soldatenglück u. grüße  Sie recht herzlich. H.H.!
Ihr Paul Falkenstein, Oblt. u. Komp.-Chef.


Fp. Brief v. 22.11.44 „d“ von der Fp. Nr.: 35263 = 3. Kp. Eisb. Pi. Rgt. 4 / U.: 18. Armee / Kurland
Inh.: Oblt. Falkenstein / 35263 //
mit 3 Bildern unterschiedlicher Grabansichten auf dem Friedhof Ambla
O.U., d. 21.11.44
Liebes Fräulein Z.!
Infolge besonderen Einsatzes und Stockungen in der Post erhielt ich erst jetzt Ihr Schreiben vom 5. Oktober 44. In der Zwischenzeit werden Sie wahrscheinlich doch meine Antwort auf Ihr erstes Schreiben erhalten haben. Sollte der Brief aber verloren sein, will ich noch einmal kurz Ihr Schreiben beantworten. Ihr lieber Bruder befand sich auf einer Erkundung  in Estland und mußte hierbei ein kleines, sumpfiges Waldstück durchqueren, da seine Begleiter sehr schlechtes Schuhzeug hatten, ließ er diese zurück und ging alleine durch den Wald. Durch sein langes Ausbleiben beunruhigt, fingen seine Kameraden die Suche nach Ihrem lieben Bruder an und fanden ihn nicht sehr weit im Wald durch mehrere Dolchstiche ermordet. Die dienstlichen Papiere, sein Soldbuch und Pistole fehlten. Die später erfolgten Feststellungen und Vernehmungen der Feldgendarmerie ergaben einwandfrei, daß unser Kamerad von russischen Fallschirmspringern oder estnischen Partisanen ermordet wurde, die sich in den Besitz seiner Papiere setzen wollten.
Die Verleihung des K.V.K. II. Klasse mit Schwertern für Ihren gefallenen Bruder erfolgte durch die SS Div. Niederland in deren Abschnitt die Komp. einige sehr wichtige Bauten in kürzester Frist durchgeführt hatte. Da Ihr lieber Bruder als Komp.-Trupp-Führer sich hierbei besonders hervorgetan hatte, wurde er bei der Verleihung in 1. Linie berücksichtigt.
Die Begleiter bei der letzten Erkundung sind bis auf den Pion. B. nicht mehr bei der Einheit. B. wird Ihnen aber noch persönlich nähere Einzelheiten schreiben.
Als letztes Erinnerungsstück an unseren gefallenen Kameraden kann ich Ihnen heute einige Abzüge von dem Grabe unseres Kameraden F. Z. auf dem Heldenfriedhof an Ambla / Estland  übersenden.
Da die Negative durch Feindeinwirkung in Verlust gerieten, sind dies die einzigen Exemplare, die ich Ihnen senden kann. Ich bitte Sie, liebes Frl. Z. dieses letzte Andenkend, das die Komp. Ihnen senden kann, Ihrer lieben Frau Mutter und Ihrem Bruder mit den besten Grüßen der Komp. übergeben zu wollen.
Vor allem bitte ich Sie heute nochmals um Entschuldigung für die späte Antwort und bitte vor allem die Eile des Briefes zu entschuldigen. Die Komp. hat schwere Einsätze hinter sich, viele alte Kameraden sind nicht mehr bei uns und da wir bisher nur im Norden eingesetzt waren, werden Sie unseren jetzigen Einsatzraum sicher erraten können.
Ich bitte sie, die Verbindung zur Komp. nicht ganz abreißen zu lassen. Einmal muß und wird der Tag kommen, an dem es wieder voran geht; der Tag der dem Heldentod unseres Kameraden den letzten Sinn gibt, wird unser Sieg sein.
Ich grüße Sie und die Ihren recht herzlich im Namen der Komp. H.H.!
Ihr Paul Falkenstein.

Fp. Brief v. 24.11.44 „d“ von der Fp. Nr.: 35263 = 3. Kp. Eisb. Pi. Rgt. 4 / U.: 18. Armee / Kurland / Absender: Soldat K. Bärwald
Inh.: O.U. den 23.November 1944
Sehr geehrtes Fräulein Z.!
Ich bekam vor wenigen Tagen von Herrn Oberleutnant Falkenstein den Auftrag über den tragischen Ausgang der Erkundung und über den Tod Ihres Bruders Franz, mit dem ich zusammen die Erkundung im Raume Rakke – Awinurme durchführte, ausführlich zu berichten.
Am 21.6. d. Js. waren wir mit einem größeren Kommando unterwegs, um Bahnerkundung durchzuführen. Führer dieses Erkundungstrupps war Ihr Bruder Franz. Die Erkundung erstreckte sich über mehrere Tage hinweg. Um möglichst schnell den Auftrag durchzuführen, befahl Ihr Bruder die Teilung des Erkundungstrupps. Wir gingen demzufolge getrennt mit der Abmachung, uns an deinem markanten Punkt (Straßenbrücke) wieder zu treffen. Nach geraumer Zeit kam jedoch der Begleiter von Franz zurück, da er nicht im Besitz von Gummistiefeln war und in dem zu durchquerenden Sumpfstückes mit normalen Schuhen nichts auszurichten konnte. Nach Erledigung unseres Auftrages begaben wir uns zu dem ausgemachten Treffpunkt an der Straßenbrücke. Allmählich wurde uns die Zeit zu lang und wir hatten Befürchtung, Franz könnte etwas zugestoßen sein und machten uns daher auf die Suche, mußten jedoch nach geraumer Zeit das Suchen einstellen, da es schon dunkel wurde, in der Absicht am nächsten Morgen mit einem größeren Suchkommando erneut loszugehen. Ich ging daher zur nächsten Ortskommandantur, meldete diesen Vorfall und bat um die Gestellung eines verstärkten Suchkommandos. Das Suchkommando wurde uns gestellt und im Morgengrauen durchstreiften wir erneut das gesamte Gelände und fanden Ihren Bruder Franz ermordet etwa 2 km westlich Arwinuden. Er lag abseits der Straße in einem Busch und wie wir feststellen konnten, wurde Ihr Bruder Franz überfallen und durch Messerstiche getötet. Da wir uns in Estland befanden, ist es wohl anzunehmen, daß der Überfall durch Partisanen erfolgt ist. Daraufhin ordneten wir nach vorherigen telefonischen Anruf zur Kompanie eine Überführung Ihres Bruders Franz nach der Ortsunterkunft der Kompanie an.
Am 25.6.44, nachmittags 3 Uhr, wurde Franz mit allen militärischen Ehren auf dem Heldenfriedhof Ambla beigesetzt.
Franz war jederzeit ein guter Kamerad, der sich voll und ganz für die Belange seiner Kameraden einsetzte und wir verloren in ihm einen guten Freund, der uns manche Stunde durch seine liebenswürdige Art und immerwährenden Humor auch in schweren Stunden erfreute und mitriß.
Ich hoffe, daß ich Ihnen mit meiner kurzen Schilderung wesentlich gedient habe und erlaube mir, wenn auch verspätet, unbekannterweise mein tiefstes Beileid auszusprechen.
Ihr K.B.

HW33175

 

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