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Autor Thema: Stab Radf.Abt.30 v.7.10.41 Bahnsicherung am Ilmensee-Weltanschauung des Soldaten  (Gelesen 933 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Fp.-Brief eines Soldaten, der am Ilmensee zur Bahnsicherung eingesetzt ist.
Der Inhalt gibt gut die allgemeine Weltanschauung und Auswirkung der „Erziehung“
in dieser Zeit wieder.

Fp. Brief des Gefr. P.R. v. 7.10.41 „B“ von der Fp. Nr.: 24044B = Stab Radf. Abt. 30 /
U.: 30. ID / 16. Armee / Waldai / Ilmensee.


.. Die militärischen Erfolge der letzten Zeit geben zu der Hoffnung Raum, daß es auch hier in R. einmal ein Ende gibt. Sollte L. fallen, was bald möglich sein wird, dann die Folgen der Katastrophe um Kiew ausgenutzt, was uns das Industriegebiet zur Verfügung stellt u. dann noch die Einkreisung Moskaus gelingen würde, müßte es bald aus sein mit der Herrlichkeit des Arbeiterparadieses. Bei einigermaßen gutem Wetter in diesem Monat könnte uns dieses Ziel gelingen. Wir wollen ruhig der Führung vertrauen, denn sie wird am besten wissen, was uns zum Wohle gereicht. Das wir bei einer evtl. Weiterführung des Krieges im Winter mit allem gut versorgt werden, ist eine Selbstverständlichkeit u. bedarf wohl keiner Sorge. –
Soeben kommen wir wieder aus dem Bunker. Von Zeit zu Zeit streut der R. unser Dorf ab u. schickt uns etliche Grüße in Gestalt von Granaten. So 1-2 Geschütze hat er hier noch in der Gegend stehen und muß unbedingt unsere Ruhe stören. Die letzte Nacht schoß er stundenlang in Abständen von 20-30 Minuten, nur doch deshalb für uns keinen Schlaf zuzulassen. Leider hatten wir gestern auch noch 2 Verwundete durch Splitter. Ja, so ist nun mal der R. in der Kriegsführung: Zähe, brutal, hinterlistig und teuflisch.
Seit 3 Wochen  haben wir nun die Sicherung der Bahnlinie St-R.-W.  für Leningrad übernommen u. können ja ganz zufrieden sein. In mancher Hinsicht stellt dies einen kleinen Ausgleich für erbrachte schwere Tage. Auch in der Verpflegung merkt man die Ruhe und
Dürfen wir auch hier nicht klagen. Heute gab es dicken Gries mit Früchten. Die Butter reicht aus, die Auflage gut u. auch abwechslungsreich. Käse, Rot- u. Leberwurst, Fleisch u. Fischkonserven lösen sich von Tag zu Tag ab. Oft gibt es dann noch Honig oder Marmelade, auch Rauchwaren u. Süßigkeiten. Mit Fischkonserven schein uns die ganze Welt zu versorgen, am meisten Norwegen u. Japan. Man muß immer wieder die Organisation u. die Vorbereitungen unserer Führung bewundern, in welch wunderbarer Weise alles klappt bei diesem Millionenheer. Gewiß stellt dieser Kampf den größten dar, den die Weltgeschichte wohl kannte, auch treten an denen einzelnen Soldaten Gefahren u. Entbehrungen mannigfacher Art heran, wir können aber alles aushalten im Hinblick auf die hinter uns stehende Heimat u. die felsenfeste Gewißheit, daß unser der Sieg u. die Zukunft ist. Wir sahen den Sieg in Polen, in Norwegen, in Holland, Belgien u. Frankreich, in den Balkanstaaten u. jetzt an dem größten Kampf darf ich auch selber teilnehmen. Dieser letzte Kampf verbürgt den letzten Waffengang gegen die Wurzel allen Übels, nämlich England, gleich siegreich voraus. Ja, es lohnt sich wahrlich zu streiten, wenn der Lohn u. Gewinn steht zu hoch.
Wenn wir auch alle Kastanien zumal aus dem Feuer holen müssen, gleich für unsere Kinder mit, so wird die nachfolgende Generation den Segen davon haben. Wir haben in den letzten Jahren eine innere Ausrichtung erfahren, die den großen Ereignissen dieser Zeit schritt hält.
Wiederum dürfen wir nicht treulos u. undankbar einer Zeit sein, die nun mehr als 25 Jahre zurück liegt u. Wegbereiter unserer Tage war. Ich denke an unsere Väter u. Brüder des Weltkrieges, die 4 Jahre lang diesen Schlamassel durchmachen mußten.
Oft tagelang, wochenlang, wenn nicht monatelang in einem Schützengraben, dabei nicht vorwärtsstürmend das hohe Ziel zu erreichen, sondern manches Mal der großen Übermacht weichend, waren sie stille, duldende Kämpfer ohne Rückhalt der Heimat.
Schon manches Mal bilden diese Gedanken das Thema unserer Gespräche in kleinem Kameradenkreise. Kein Soldat, auch wenn er bislang alle Waffengänge miterlebt hat, tut seiner Ehre zuviel an, wenn er sich ehrfurchtsvoll vor den Taten dieser waren Helden verneigt.
Rund 100 000 Tote u. 300 000 Verwundete kostet bislang dieser Kampf. Gewiß im Vergleich
zur Größe u. Schwere eine angemessene Zahl. Doch hatten alle die Hoffnung wie wir, diesen
Krieg zu überstehen und die Heimat wieder zu sehen. Doch kann es keinen Sieg ohne Opfer geben. Für jeden ist keine Kugel gegossen u. ich habe bis jetzt keine Angst gekannt. Vielmehr ist dies unser Tun u. Trachten, nach dem Sieg in der Heimat unsere Pflicht zu tun, um dem großen Aufbauwerk zu dienen. Dieser Gedanke, der uns heute schon bester Kamerad ist, macht den Kampf dieser Tage leicht.
So möchte ich auch diesen Brief nicht beenden, ohne die Hoffnung auszusprechen, daß uns bald der Frieden vergönnt sein möge, der uns alle in einer glücklichen, friedvollen Heimat vereint.   …..

Donnerstagmorgen.
Wir hatten eine ruhige Nacht und konnten daher wonnig schlafen. Um 11 Uhr geht es wieder zum Bahndamm in unser Wochenendhäuschen. …


HW33175

 

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