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Autor Thema: Was macht ein Flieger 10.11.44 bei IV.Gru.K.G. 27 ohne Flugzeug -L30853 E -?  (Gelesen 1609 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Feldpostbrief des Uffz. V. v. 10.11.44 bei der Fp. Nr.: L30852 E  LGPA Wien = IV. Gru. K. G. 27 / U.: IX. Fl. Kps. // z. Zt. 4. H. Flg. T. Schule (1) Basdorf  / Post Wandlitz, Gemeinschaftslager 2 mit Briefstempel der Fp. Nr.: L63626 = le. Flak-Battr. z.b.V. 6525 / U.: in 7/44 der 1. Flak-Div. in Berlin-Heiligensee an Fp. Nr.: 32747a = Stab III Pz. Art. Rgt. 128 / U.: 23. Pz. Div. / 6. Armee / Ungarn.

Lieber E.!                        Basorf, den 5.11.44
Nach langer Zeit sollst Du wieder einmal etwas von mir hören und erfahren, was ich so in den letzten Wochen und Monaten getrieben habe. Doch vorerst laß Dir herzlich danken für den langen Brief, den ich noch seinerzeit in Pilsen erhielt. Du solltest darauf schon längst eine Antwort haben, aber wie schon so oft, ist es bei dem guten Vorsatz geblieben. Nun laß Dir in großen Zügen berichten, was ich so erlebt hab, bzw. was man mit mir angestellt hat.
Kurz vorweg muß ich gleich sagen, daß ich seit Anfang August praktisch den Soldatenberuf aufgegeben habe, und überall als Aushilfsarbeiter eingesetzt worden bin. Kurz nach dem ich Dir zuletzt schrieb, wurde ich zum Ernteeinsatz ins Sudetenland kommandiert. Das war natürlich eine Mordssache, wie Du Dir ja wohl vorstellen kannst. Ich kam mit  meiner Besatzung auf ein großes Gut, wo man uns in jeder Beziehung als Gäste behandelt hat u. uns mit aller Gewalt zeigen wollte, wie gut es den Menschen geht. Natürlich mußten wir in Punkto Arbeit gründlich ran, aber gerade das hat Spaß gemacht. Durch eine ziemlich dumme Geschichte holte ich mir dann dort eine Knieverletzung und hatte das Vergnügen damit
4 Wochen im Revier zu liegen. Wie mich diese Angelegenheit geärgert hat, kannst Du Dir sicher vorstellen. Die Sache war übrigens so gekommen: Ich sollte 2 junge Stiere zum nächsten Bahnhof bringen und da die Herren nicht so wollten wie ich, gab es eine kleine Meinungsverschiedenheit, die damit endete, daß ich in hohem Bogen durch die Gegend flog. Erfolg war das kaputte Knie.- Nachdem ich dann wieder mobil war, bekam ich abermals ein Kommando ins Sudetenland u. zwar wieder ganz in die gleiche Gegend. Auf diese Weise wurde es Anfang Oktober. Nun kam der tollste Schlager. Soldaten werden ja scheinbar keine mehr gebraucht, jedenfalls keine Kampfflieger mehr. Meine gesamte Besatzung wurde mir fortgenommen und zur SS versetzt. Die Junges stehen jetzt schon seit 4 Wochen im Raum
Warschau im Einsatz. So bin ich alleine übrig geblieben und warte weiter wie schon so endlos viele Monate. Man verspricht uns ja goldene Berge in der Fliegerei, und es sieht auch manchmal so aus, als sollten wir noch einmal herrliche Maschinen bekommen, doch wann? In einer solchen Zeit zum Warten, zur Machtlosigkeit verdammt zu sein, ist bestimmt eine ganz blödsinnige u. gräßliche Situation. Und was machen wir nun, um diese Wartezeit sinnvoll auszufüllen? (setze Dich erst einmal ruhig hin, denn so etwas Verrücktes hast Du bestimmt noch nicht gehört.) Wir sind als Arbeiter in die Rüstung gekommen. Hier sollen wir bleiben, bis unsere neuen Mühlen soweit sind. Wir sollen, wie es so schön heißt: „Unsere Maschinen selbst bauen“.  Ich habe nun dabei insofern Glück entwickelt, als mich der Kdr. in ein Labor gesteckt hat, damit ich die Zeit später einmal als Praktikum angerechnet bekommen kann. Heute bin ich genau einen Monat hier, und wie lange soll das noch andauern? Ich ahne es nicht, rechne aber noch gut mit 2 Monaten; d. h. soweit man heutzutage überhaupt rechnen kann. Manchmal weiß ich selber nicht, ob ich lachen oder weinen soll über solch verrückte Zustände. Von zu Hause schreiben sie, daß mein Vater zum Volkssturm kommt, und ich sitze hier in Berlin in einem Labor, nachdem ich jahrelang Soldat bin und noch nie an der Front war u. obendrein kerngesund bin. Aber der Krieg ist noch nicht zu Ende und wir werden hoffentlich auch noch unser Teil abbekommen. – Soweit die hiesige Lage. Und was treibst Du nun und wo steckst Du. Ich nehme fast an, daß Du mittendrin sitzt in den schweren Kämpfen, denn Ruhe ist ja jetzt an keiner Stelle. Solch einen Stillstand wie bei uns gibt es ja bei Euch nicht. Und ich kann Dir nun sagen, sei froh darüber. Sicherlich habt Ihr es sehr viel schwerer und härter, aber dafür wißt Ihr doch, wofür Ihr da seid und habt Aufgaben, die einen ganzen Kerl erfordern. Doch was nicht ist, das kann noch werden, und so hoffe ich, daß sich auch bei uns die Lage noch ändern wird.
Dir wünsche ich alles Gute und grüße Dich herzlich, Dein P.

HW33175

 

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