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Autor Thema: 16409 v. 9.3.42 IR 557 Juchnow mit nachtr. Vermerk was wirklich geschah  (Gelesen 1869 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Feldpostbrief des Soldaten F.R. an seinen Vater v. 09.3.42 „b“, Fp. Nr.: 16409 =
Pi. Kp. IR 557/ U.: 331. ID / 4. Armee / Rußland / Juchnow

Bemerkenswert ist, daß der Schreiber des Briefes nach dem Krieg auf dem Umschlag hinten und der ersten Seite des Briefes das aufgeschrieben hat, was nicht im Brief steht, also wie es tatsächlich war.


Ostfront am 4.III. 1942
Lieber guter Vater!
Vor allen grüße ich Dich recht herzlich und danke Dir für Dein liebes Brieflein, welches ich heute mit Freuden erhalten habe. Es ist über ein Monat vergangen. Im Ganzen habe ich heute 10 Briefe bekommen und von Toni einen Brief und ein kleines Pakerl hat mir 1 Paar Socken geschickt und 2 Rippen Schokolade. Ich bin immer gesund, was ich auch von Dir hoffe. Schade, daß Dich Dein Rheumatismus immer so plagt. Der Toni hat ihn auch schon lange. Ich bin nun schon seit 23.XII. in Rußland. Die Kälte ist furchtbar gewesen, ich hab mir die beiden großen Zehen ein wenig gefroren aber sonst ist mir nichts passiert. Wir führen hier einen Stellungskrieg und wenn der Schnee weggeht, dann geht’s hoffentlich wieder weiter. Jetzt ist es aber schon wärmer. Und bei Euch wird es bald Frühling sein. Hoffentlich läßt dann auch Dein Rheuma wieder nach. Großvaterl ist auch gestorben hat mir die Peperl geschrieben, der hats wenigstens hinter sich, was wir noch vor uns haben. Hoffentlich passiert mir hier nichts, daß ich meinen lieben guten Vater gesund und froh wiedersehen kann.
Über den Krieg hier draußen kann man nicht viel schreiben denn wies bei sowas ausschaut, das weißt Du ja selber am Besten. Es ist schade um die vielen guten Russenpferdchen, die hier umkommen, ich denk mir immer, wenn ich ein paar solche daheim haben könnte. Heute Nacht haben wir spanische Reiter, das ist so ein Drahtverhau vor unsere Stellung getragen. Damit der Russe nicht durchkam, wenn er kommt. Er hat uns gar nicht bemerkt dabei. Lieber Vater! Ich bin so froh, daß der Winter bald vorbei ist, daß Dich nicht mehr so friert, und daß der Krieg hier weiter, und damit seinem Ende zugeht. Die Verpflegung ist bei uns hundsmiserabel. Wir haben immer Hunger. Finden tut man auch nichts mehr hier. Es ist die ganze Gegend schon ausgebeutet. Ein Trost, daß es den Russen nach Aussage der gefangenen noch schlechter geht. Wenns wieder einmal vorwärts geht, dann werden wir auch wieder was zu essen finden. Von Saferl habe ich auch einen Brief bekommen und von daheim gleich drei und dann wochenlang wieder nichts. Darfst nicht böse sein Vaterl, wenn ich für heute schon Schluß mache, aber ich muß Trudel auch noch schreiben. Es grüßt Dich also recht herzlich Dein dankbarer Bub F.
Meine Adresse Soldat: R., F., Feldpostnummer 16409
Die Adresse ist so richtig. Auf Wiedersehen Vaterl!!!

Nachträgliche Bemerkungen des Soldaten nach dem Krieg aus dem Briefumschlag und neben dem Text des Inhalts in roter Schrift:

Brief Rückseite:
Brief an Vater vom 4.9.42, zwei Tage vor meinem ersten Lungendurchschuß im Raum Juchnow, wo auch Professor Dr. Karl Fellinger im ersten Rußlandwinter als Arzt eingesetzt war und von wo ich mit einer Ju 52 nach Smolensk geflogen wurde.

Inhalt:
2 Tage vor der ersten Verwundung:
Die volle Wahrheit wagte ich den lieben besorgten Eltern nicht zu schreiben, denn wenn man schon einmal dazu kam, die Stiefel auszuziehen, um die Füße mit Frostschutzsalbe einzureiben und die kaputten Socken zu wechseln, dann mußte man sie gleich wieder anziehen, denn wenn sie richtig aufgetaut waren, sind die Füße so angeschwollen, daß man dann nicht mehr hinein konnte. Ich konnte meine Füße nur dadurch retten, daß ich die Stiefel mit altem russischem Pelzwerk dich einwickelte und mit Fernsprechkabel verschnürte. Die Erfrierungen 3 Grades waren damals an der Tagesordnung und die Lazarette voll damit. Meine Füße, die ich an der Front kaum mehr gespürt habe, sind erst im Lazarett zum Leben erwacht und aufgebrochen.

HW33175

 

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