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Autor Thema: Weihnachtsbriefe eines Inf. Soldaten von 1939 bis Jan 1944  (Gelesen 3465 mal)

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Weihnachtsbriefe eines Inf. Soldaten von 1939 bis Jan 1944
« am: 21. Dezember 2015, 10:42:16 »
Hallo!
Hier die Inhalte zu Weihnachten und Neu Jahr von 1939 bis 1/44 aus einem sehr umfangreichen Nachlaß des Soldaten H.F. bei der 6. Kp. IR 253, Fp. Nr.: 25792 und 24862C / U.: 34. Infanterie-Division, der so ziemlich alle seine Erlebnisse berichtet. Der Zensur ist er immer entgangen.
Der Unterschied vom Westen zu Rußland ist erheblich.

Einsatzorte der 34. Infanterie-Division
1939   Dez   XXX      1. Armee   "C"   Westen   Saarpfalz   
1940   Jan   z. Vfg.   16. Armee   "A"   Westen   Eifel   
   
   Dez   XXXVIII    9. Armee   "A"   Westen   Belgien   
1941   Jan   XXXVIII    9. Armee   "A"   Westen   Belgien   (St. Pol)

   Dez   XII      4. Armee   Mitte   Osten   Wijasma, Moskau   
1942   Jan    LVII      4. Armee   Mitte   Osten   Wijasma, Moskau   
   
   Dez   XXXXIII    4. Armee   Mitte   Osten   Juchnow   
1943   Jan    XXXXIII    4. Armee   Mitte   Osten   Juchnow   
   
   Dez   XXIV      4. Pz. Armee   Süd   Osten   Tscherkassy   
1944   Jan      XXXXII     4. Pz. Armee    Süd   Osten   Tscherkassy   
      
   
1939
Vom 1.1.40 „b“
31.XII.1939
Liebe Eltern, I., W. und U.!
Gestern Abend, Sonnabend d. 30. ten, erhielt ich mit vielem Dank euer Paket vom 12. ten Dezember. Am 1. Weihnachtstag erhielt ich die Zeitungen mit Brief, die am 19. ten abgeschickt waren und wo Ihr schriebt, daß Ihr am 12. ten ein Paket abgeschickt hättet. Ich habe nun extra nicht eher geschrieben, als bis das Paket hier war. 2 Tage später kamen dann die Zeitungen an, die Ihr am 13. ten, also 6 Tage früher abgeschickt hattet und am Freitag bekam ich die, welche am 19. ten abgeschickt waren. Das Paket war also 18 Tage unterwegs, ich dachte schon, es wäre verloren gegangen. Jedenfalls hab ich mich jetzt eben so darüber gefreut, als wenn es Heilig Abend schon angekommen wäre. Am Heilig Abend bekam ich von Kolbes ein Paket, war auch am 12. ten abgeschickt. U. a. war auch ein kleiner Pilz mit einer Kerze dabei. Diese hab ich mir gleich angesteckt und so die erste Weihnachtsstimmung erhalten. Mit Euren Tannenzweigen und den Pilzen haben wir unsern Tisch wieder etwas ausgeschmückt und wollen wir die Kerzen zu Neujahr anstecken. Am Heilig Abend um 8 Uhr hatten wir dann eine Weihnachtsfeier von er Kompanie aus. Den Tag zuvor hatte ich mit noch einigen Kameraden, den Saal geschmückt. Einen großen Tannenbaum mit elektrischen Kerzen. Vor der Bühne mit Girlande auch mit elektrischen Kerzen. Dann hatten wir den ganzen Saal mit Girlanden und Edeltannen ausgeschmückt, sowie 2 große Adventskränze. An der Stirnseite rotes Fahnentuch mit großen silbernen Hoheitsadler und Hakenkreuzfahnen. Weiterhin die ganze Bühne mit rotem Tuch, umkränztem Führerbild und Fahnen geschmückt. Auf der Bühne noch einen von Innen erleuchteten Bunker aufgebaut. Alles weiße Tische im Saal mit Adventsleuchter aus Edeltannen und wissen Kerzen. Wir hatten uns viel Arbeit gemacht, es sah aber auch sehr schön aus. Auf dem Tisch lagen dann die Geschenke von der Kompanie, Zigarren, Zigaretten, Äpfel, für jeden eine Tafel Schokolade und ein Stück Seife. Des Morgens erhielt jeder schon einen kleinen Weihnachtsstollen mit 1 Ltr. Wein. Des Nachmittags gab es als Abendkost Kartoffelsalat mit Würstchen. Es wurde den Abend dann noch sehr viel vorgetragen und aufgeführt und war es noch sehr nett. Als wir am 1. Weihnachtstag wach waren, stand ein Weihnachtsstrauß mit Glöckchen und Lametta geschmückt auf unserem Tisch und für jeden ein Teller mit Plätzchen und Äpfel von unseren Quartiersleuten. Wir mußten runterkommen zum Kaffeetrinken. Es gab fünf oder sechserlei Kuchen. Zum Mittag hatten sie uns auch eingeladen zu Hasenpfeffer mit Kartoffeln und saure Gurken mit Wein. Nachmittags war ich zum Kaffee in der Ortschaft bei meinen vorherigen Quartiersleuten. Anschließend noch hier in der Wirtschaft. Essen konnten wir des Abends nichts mehr. Wir hatten ganz herrliches Wetter am 1. Feiertag. Am 2. ten wieder unten zum Kaffee und bei den Leuten nebenan im Hause zu Mittag. Koteletts mit Kartoffeln und eingeweckte Bohnen und auch wieder zum Kaffee, ebenfalls zum Abendesse. Also wir haben gelebt, wie die Fürsten. Allerdings die richtige Weihnachtsstimmung wie zu Hause war nun doch nicht, aber es ist ja nicht das erste Weihnachtsfest, wo ich nicht zu Hause bin. Wir haben jeden Morgen von unserem Stollen gegessen, der ist jetzt alle. Nun haben wir wieder Keks ujnd Honigkuchen und vor allem auch wieder Zigaretten. Die Hustenbonbons werde ich mir zur nächsten Übung wieder mitnehmen, ich glaube am Donnerstag. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mußten wir wieder um 12 Uhr raus. Den Abend zuvor hatte es wieder tüchtig geschneit und war es furchtbar glatt auf den Straßen. Des Mittags um 12 Uhr waren wir aber wieder hier, allerdings tüchtig müde vom Laufen auf den glatten Wegen. Ich habe hier grade ein Glas Wein neben mir stehen und trinke auf Euer Wohl. Den haben wir heut Mittag bekommen, ebenfalls Rum und Zigaretten, sowie 2 Zigarren. Gestern Abend waren wir mit dem Trolleybus in der Stadt zum Tanzen, es war aber überall tüchtig voll. Heut Morgen waren wir wieder unten zum Kaffee mit Kuchen. Zu morgen Mittag sind wir auch wieder eingeladen. Heut Nachmittag war ich bei den Leuten nebenan zum Kaffee und habe den ganzen Nachmittag mit dem kleinen Jungen gespielt. Bin dann rüber auf unser Zimmer gegangen, um noch einige Briefe zu schreiben. Ich habe auch kurz vor Weihnachten ein Päckchen von der Kriegerkameradschaft bekommen, sowie gestern von den Gärtnern in Minden. Habe mich sehr gefreut. Ebenfalls vorige Woche von H. und sogar von H.. Das hat mich sehr gefreut.
Wir habt Ihr denn nun die Feiertage verbracht? Hat Euch der Weihnachtsmann auch alle ordentlich was gebracht? Ich kann mich hier draußen bestimmt nicht beklagen. Die „Goldkette“ hast Du doch sicher angefertigt, liebe U., ich habe sie auf unsern Weihnachtsstrauß gehängt. Du hast also schon einen neuen Wintermantel bekommen, den kann man jetzt gut gebrauchen. Wir hatten vorige Nacht 18 ° Kälte hier. Ich könnte auch noch ein Paar warme Handschuhe gebrauchen, aber wie soll man sich die beschaffen. Wir haben schon ein Paar von der Kompanie erhalten, aber die gehen auch mit der Zeit kaputt und umtauschen kann man keine. Habt Ihr zu Weihnachten und Neujahr ordentlich was verkauft? Wie wird Vati denn fertig? Auch vor allem mit der Binderei. Ich habe in der Zeitung gelesen, da sind ja wieder so allerhand gestorben, sogar unser Schützenkönig. Ja, ich habe direkt mal Sehnsucht wieder nach der Gärtnerei. An Urlaub ist vorläufig nicht zu denken. Es fährt jetzt so durchschnittlich jeden Tag einer weg. Wenn ich dran komme, werden wir wohl nicht mehr hier sein und ob es dann überhaupt noch welchen gibt. Vorerst sind erst mal alle Verheirateten dran.
Es ist schade, daß ich keinen Fotoapparat hier habe, man könnte hier so schöne Aufnahmen machen, wo alles verschneit ist. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was für eine herrliche Gegend das hier ist, wenn man hier mal außer Dienst sein könnte und Frieden wäre.
Ich glaube, ich habe nun für heute genug geschrieben. Euch Allen nochmals meinen besten Dank, sowie ein recht frohes und gesundes, Neues Jahr und viele Grüße Euer H.
N. B.
Meine neue Feldpost-Nr. ist ab 20. Januar:  24862C (also C wie Cäsar)
Schickt mir bitte noch die Urkunde vom „Einsatz Sudetenland“ mit, zwecks Eintragung im Wehrpaß.

1940

Brief ohne Stempel.(Paketbeilage)
Frk., d. 17.12.40
Liebe Eltern u. Schwestern!
Schicke hier die 3 Handtücher, hätte noch mehr haben können, aber kein franz. Geld, bzw. Kreditscheine mehr. Vielleicht habe ich vor Weihnachten noch mal Gelegenheit. Mache seit heut Morgen wieder Dienst, d. h. habe hier so einige Sachen Kaffee usw. übernommen, für Weihnachten und noch einige Sachen, die in der Komp. verkauft werden. Muß heute noch einen Adventskranz binden. Dann noch für Samstag die Kirche ausschmücken. Hier gibt es schönes Tannengrün. Aber keine Tannenbäume. Der Frz. Nimmt ja auch zu Weihnachten nur Mistelzweige. Dann fehlt Lametta, ich muß mal sehen, wie ich das mache. Lege noch ¼ Pfund Kaffee bei. Hoffentlich kommt es noch vor Weihnachten an. Habe hier bei meiner Rückkehr eine Menge Karten und Briefe vorgefunden. Auch ein Päckchen von der NSDAP und eins von B., G. mit einem Stück Wurst. Kann ich grade gebrauchen. Die Verpflegung ist sehr schlecht. Gestern gab´s nur 40 gr. Butter u. 6 Zigaretten. Heute ein kl. Stück Wurst u. eine Messerspitze Schmalz für´n ganzen Tag. Denke, daß es zu Weihnachten besser wird. Es ist hier tüchtig kalt. Die Rekruten müssen feste exerzieren. Meist alles Jahrgang 20. Habe keine Zeit mehr. Allen viele herzl. Grüße Euer H..

Brief ohne Stempel.(Paketbeilage)
Frkr., d. 29.12.40
Liebe Eltern und Schwestern!
Habe heut Abend endlich mal etwas Zeit. Sitze hier hinter der Theke, ist heut nicht viel Betrieb hier. Habe meinen Radioapparat auch hier und ist es ganz gemütlich. Bin Tagsüber fast immer unterwegs zum Einkaufen für die Kantine. Habe eben wieder die Kantine. Habe eben wieder so´n kleines Päckchen zusammengestellt und lege ich den Brief gleich bei. War heut wieder in St. Pol und habe guten Sekt bekommen, schon für Sylvester, es gehen aber so schon jeden Abend so einige Flaschen weg. Habe bis jetzt noch keinen Schlag Dienst getan. Hatte zu Weihnachten viel zu tun, mit Ausschmücken und den Vorbereitungen zum Fest. Unsere Weihnachtfeier war sehr nett. Jeder bekam einen Teller mit Äpfeln, Keks, Zigaretten, Schokolade, Zigarillos und Drops. Dann gab´s prima Glühwein. Wurde zum Schluß dann noch sehr gemütlich. War dann die beiden Feiertage den ganzen Tag in der Kantine. Hier merkt man sonst nicht viel von Weihnachten. Der Franzose feiert das nicht. Kennt auch keinen Tannenbaum. Wir hatten eine ausgezeichnete Edeltanne. Auch für die beiden Kirchen hatten schöne große Edeltannen (Weißtannen). Bin am Heiligen Abend aber nicht mehr dazu gekommen, das Paket auszupacken. Desto größer war dann aber die Freude am 1. Feiertag. Das habt Ihr ja ganz großartig fertig gemacht. Habt Alle noch mal recht, recht vielen Dank. Die Zweige mit den Pilzen und Lametta hab ich hier in der Kantine an den Schrank befestigt, sieht sehr schön aus. Ich bin ja doch den ganzen Tag hier und nur zum Schlafen auf dem Zimmer.
Wie habt Ihr Weihnachten verlebt? Hier war es ja ganz schön, aber doch nicht so wie in Deutschland. Ich habe jetzt immer viele Sachen hier. Augenblicklich außer Bier, Sekt, Wein und Limonade, zwölf verschiedene, prima Liköre, und sechs verschiedene Cognacs. Dann noch alle Gebrauchsartikel, die so gebraucht werden. Die Rekruten müssen immer tüchtig ran.
Wie war bei Euch da Geschäft zu Weihnachten, habt Ihr viel zu tun gehabt? Hoffentlich seid Ihr fertig geworden. Ich habe noch vier Päckchen bekommen, von der Partei, (N.S.V) von den G., vom Reichskriegerbund und aus Idar-Oberstein. Zum Lesen bin ich noch nicht wieder gekommen. Ich denke aber, daß ich jetzt mehr Zeit haben werde.
Wünsche Euch Allen nun ein recht frohes und gesundes, Neues Jahr, Herzl. Grüße Euer H.

Vom 7.1.41 „b“
Frkr., d. 5.1.41
Liebe Eltern u. Schwestern!
Hatte die Woche wieder viel Arbeit und bin noch nicht zum Schreiben gekommen. Mußte den ganzen Jahresabschluß machen und dann hatte ich zu Neujahr auch viel zu tun. Bekam Euer Paket am Neujahrsnachmittag. Habt recht vielen Dank für den Stollen, der schmeckte doch noch besser, als unser zu Weihnachten. Gestern das letzte Stück gegessen. Hier war wieder viel Betrieb am Silvesterabend, haben hier in der Kantine bis 5 h morgens ausgehalten. Hatte 70 Fl. ausgezeichneten Sekt. Restlos alle geworden. Will Euch mal so einige Likörsorten aufzählen, die ich immer hier habe: Creme der Banane, Anisett, Triple See, Creme de Cacao, Calvados, Kerman, Kox, Cherry Brandy. Alles prima, prima. Einige Cognacs; ? de Cardillac, Fil Stellor, Rochel, Fil Texa, St. Remy, Croiset und noch den besten frz. Cognac „Hennessy“.
In Weißwein u. a. den billigen, weißen Bordeaux, Fl. 1 RM schmeckt aber prima. Habe auch noch einige Fl. ganz alten „Málaga“, ausgezeichneter Rotwein. Bekomme auch noch ab und zu 90 % Eau der Cologne, bis zu 1 Ltr. Fl.
Bin jeden Nachmittag unterwegs, neue Sachen aufzustöbern. Bier, Limonade, Apfelsinen, Hautcreme und so kleinere Artikel sind natürlich immer da. Möchte Euch gerne mal wieder einige Apfelsinen schicken, aber die erfrieren jetzt unterwegs und 2 Pfund mit Verpackung ist nicht viel. Hätte auch so kleine Spezialflaschen Cognac, aber die kommen meistens kaputt an. Bloß Zigaretten kann ich nicht bekommen. Butter ist auch sehr schlecht. Bin hier heute Sonntag schon den ganzen Tag in der Kantine, bei herrlicher Radiomusik. Habe erst abgerechnet und will noch einige Briefe erledigen. Im Quartier bin ich nur noch zum Schlafen. Entweder hier oder unterwegs. Was habt Ihr zu Sylvester und Neujahr gemacht? In Deutschland konnte man ja wieder tanzen. Wie war das Geschäft zu Weihnachten und Neujahr. Hat Vati schon reklamiert? Hier ist es jetzt immer furchtbar kalt. Habe den ganzen tag meinen Schal um. Sind die Mandarinen gut angekommen? Für heute Schluß. Allen recht herzl. Grüße von Eurem H.

Vom 12.1.41 „b“
Frkr., den 11.1.41
Liebe Eltern und Schwestern!
Habe heut Morgen grade mal etwas Zeit und will Euch schnell einige Zeilen schreiben. Muß heut Nachmittag wieder einkaufen. Das Radio wird den ganzen Tag nicht abgestellt. Habe nun gestern noch mal 1 Pfund Butter bekommen. Es ist jetzt sehr schwer, welche zu bekommen, da die Milch auch abgeliefert werden muß. Sie geht heute mit selber Post ab. Habe auch das leere Glas mit eingepackt. Wenn Ihr noch mal Marmelade habt, schickt mir doch noch mal welche. Ich habe zwar in der Kantine auch welche zu verkaufen, aber die schmeckt nach nichts. War nun vorige Woche, mit einem Kameraden, der in Urlaub fuhr in St. P. Habe dort nach langem Suchen noch Kostümstoff gefunden, evt. Mantel. Es gibt wohl noch genügend Stoff, aber alles zu dünn für´n Winter. Dieses war noch ein Rest, guter Stoff, aber eine abscheuliche grüne Farbe, lässt sich aber gut umfärben. Mein Kamerad hat den Stoff nun mitgenommen und will ihn von zu Hause abschicken, da er für ein Feldpostpaket zu schwer ist. Gebt mir bitte Bescheid, wenn er ankommt. Vorgestern sind 10 B. weiße Wolle abgeschickt, von derselben Art, wie damals die grüne. Es ist jetzt auch meist alles Baumwolle, was man noch kriegen kann. Ist jetzt alles sehr teuer. Hatte vor ein paar Tagen ganz prima Wolle hier in allen Farben, aber 1,- für 50 Gr. Da haben sie sich drum gerissen. Bekomme wahrscheinlich Mitte nächster Woche noch mal dieselbe. Im Allgemeinen gehen sie ja nicht mehr als ½ Pfund ab. Habe wieder ein ganz Teil bestellt, ist aber noch unbestimmt. Soll ich noch welche schicken? Hatte auch schöne Damenpullover für 2,50 hier, da bin ich gar nicht zum Auspacken gekommen, da waren sie schon verkauft. Strümpfe, Taschentücher (die taugen aber nichts) bringe ich auch immer mit. Gebt mir dann Bescheid, wann und ob die Pakete alle ankommen. Ich habe nichts dabei geschrieben, weil ich meist keine Zeit habe. Wie ist es mit Apfelsinen bei Euch, ich habe hier reichlich, soll ich noch mal schicken, oder kommen sie nicht gut an. War die Cognacflasche noch heile? Dann – Prost!
Liebe Inge, habe die Illustrierte mit bestem Dank erhalten, denke doch, morgen mal etwas Zeit zum Lesen zu haben. Schick mir dann die folgenden Nummern bitte auch, hat aber keine Eile. Muß nun schließen, die Komp. wird gleich vom Dienst kommen. Wie geht es Euch sonst, seid Ihr noch alle gesund. Das Geschäft ist doch jetzt sicher ruhig, es gibt nun aber wieder viel Arbeit. Vielleicht bekomme ich im nächsten Monat noch mal Urlaub. Ist das Gesuch schon fort? Es wird nun Zeit. Nun Schluß für heute. Seid Alle recht herzlich gegrüßt von Eurem Hellmuth.

1941
24.12.41 Idar-Oberstein / Briefstempel: 6. (Genes.) Inf.-Ers.-Batl. 107
Mainz, den 23.Dez.41
Ihr Lieben!
Bin heute Nachmittag 16.14 Uhr (mind. 50 Min. Verspätung) von Nürnberg abgefahren  und um 23. Uhr in Mainz angekommen. In Frankfurt war Fliegeralarm. Sitze jetzt hier im Wartesaal und kann erst Morgenfrüh 6.39 Uhr weiter. Die Anschlußzüge sind durch Verspätung alle fort. Muß nochmal in Bad Münster am Stein umsteigen und bin dann um 9.14 Uhr in Idar-Oberstein. Bin für 4-6 Wochen G. v. H. (Garnisonsverwendungsfähig Heimat) geschrieben worden. In der Zeit bekomme ich dann meinen Urlaub. Es war doch ´ne schöne Zeit in Nürnberg. Das ich bei der Dunkelheit noch in die Stadt gehe, hat doch keinen Zweck mehr, wo es schon ½ 12 h ist. Habe eben etwas gegessen, das Einzige, was es hier gibt ist Kartoffelsalat mit allerhand Gemüse und Bier. Mein Geld ist mächtig zusammengeschrumpft, aber ich werde ja wohl in den nächsten Tagen in Urlaub fahren können. ……..

Idar-Oberstein 1 v. 25.12.41
Idar-Oberstein, d. 24.Dez.41
Liebe Eltern und Schwestern!
Nun sind wir mal wieder in Idar-Oberstein. War heute Morgen um 10.oo Uhr in der Kaserne. Habe hier gleich viele, viele Bekannte aus der alten Kompanie getroffen. Ich kann bald sagen, alles war noch von den alten Kameraden am Leben ist, und nicht im Lazarett liegt, ist hier vertreten. Nachdem, was die zuletzt verwundeten erzählen, sind noch 5-6 Mann unserer alten Kompanie in Rußland. Sie liegen noch immer im mittleren Abschnitt. Unser Kompanieführer ist auch noch gefallen. Ich habe nun heut Morgen erstmal alle meine Sachen ausgepackt, wollte dann noch zum Arzt, aber es wurde dann doch zu spät. Kann nun erst Samstag hin und bin gespannt, wie lange ich Urlaub bekomme. Das dauert aber wenigstens noch 14 Tage bis ich den antreten kann. Liegen hier mit 12 Mann auf einem Zimmer. Die ganze Komp. soll etwa 400 Mann haben. Wer seine Genesungszeit um hat, kommt zu ´ner andren Komp. und da wird wieder richtig Dienst gemacht undwerden sie nach Bedarf wieder abgestellt zur Feldtruppe. Es ist gleich ½ 9 h und werdet Ihr wohl beschert haben. Hat er Weihnachtsmann noch für Euch alle was gefunden? Ich bin gerade ganz allein im Zimmer. Die anderen sind, soweit nicht im Urlaub, im Gemeinschaftsraum zur Weihnachtsfeier. Ich bin aber heute Abend gar nicht danach aufgelegt, da geht es dann nachher doch wieder hoch her. Heut Nachmittag hab ich erstmal ein paar Stunden geschlafen, war furchtbar müde. Dann sind wir mal in die Kantine runter und da habe ich dann noch so manchen alten Kameraden  getroffen. ……
 
1942

Vom 29.12.42 „a“
Rußland, d. 26.12.42
Ihr Lieben Alle!
Zunächst schicke ich Euch 2 Zulassungsmarken, die ich gestern nur bekommen habe. Also was ich brauche, ist der Schal und die Handschuhe, dann evtl. noch die langen Pulswärmer, sonst kann ich hier doch nichts gebrauchen, es bleibt höchstens liegen, wenn wir mal abrücken sollten. Ich habe hier noch 1 Lungenschützer und 1 P. Kniewärmer bekommen. Ohrenschützer habe ich 2 Stück, mehr als einen kann man aber doch nicht ummachen, sonst hört man nichts. 2 Pullover habe ich ständig an, den eigenen, ärmellosen benutze ich als Kopfkissen. Seit gestern ist es nun wieder lausig kalt, haben heut Nachmittag bestimmt schon 30 Grad. Habe es heut Nacht mal wieder günstig. Von 20 – 22 h morgen früh Grabendienst, dazwischen kann ich schlafen, wenn Ruhe bleibt. Nun habt erst mal alle recht vielen Dank für Eure Briefe, gestern Abend um 9 h erhielt ich 7 Briefe. 4 Stück von Euch. Ganz besondere Freude hat uns der Christbaumschmuck gemacht, liebe Inge. Wir haben einen sehr schönen Baum von über 1 m. Höhe auf der Bank stehen. Hatten erst gar nichts zum dekorieren, aber dann doch wenigstens etwas Lametta bekommen. Dann haben wir 6 Kerzen zusammengekriegt und hatten so am Heilig Abend einen sehr schönen Baum in unserem Bunker. Jetzt ist nun noch das Lametta und die Ketten mit dran und sieht es ganz prima aus. Habe auch noch ein paar Tannenzweige an den Wänden befestigt und mit Lametta behängt, da sieht es hier ganz feierlich aus.
Nun von Heilig Abend selbst. Wir hatten natürlich erhöhte Alarmbereitschaft hier in den vordersten Gräben. Dann hatten wir sozusagen als Weihnachtsgruß für den Russen, extra Munition, alles Leuchtspur, bekommen. Um Schlag 17.45 h setzte dann ein Feuerhagel ein, wie ihn wohl noch keiner gesehen hatte. Sämtliche M. G. und Gewehre schossen mit Leuchtspur, es war taghell. Es war  einfach herrlich, was da der Russe wohl gedacht haben mag! Genau dasselbe haben wir dann um Punkt 22 h noch mal wiederholt. Alles nur die hellen Feuergaben über den hellen Schnee hinweg zum Russen rüber. Der Russe hat dann bei uns auch weiter nichts unternommen, aber bei der Einheit nebenan mit etwa 800 Mann angegriffen, in einzelnen Stoßtrupps mit einigen Panzern. Ist aber alles glatt abgeschlagen und hat er etwas 200 – 250 Tote vor den Stellungen gelassen. – Wir waren die ganze Nacht auf und haben so´n klein wenig gefeiert. Bis 20 h hatte ich Grabendienst, als ich dann in den Bunker kam, hatten die 4 Mann, die grade nicht auf Wache waren, gerade den Baum angesteckt. Es sieht wirklich sehr schön aus. Um ½ 9 h kam die andere Partie rein und hatten sie nun auch noch was davon. Des Mittags hatten wir nun Marketenderwaren bekommen. (Buch) Jeder einige Zigaretten rund 80 Zigaretten, außerdem noch 20 Zigaretten als Weihnachtsgeschenk und 2 Riegel Schokolade. Dann noch für die Gruppe 2 Fl. Rotwein und 1 Fl. Schnaps. So hatten wir zu rauchen und zu trinken und satt waren wir auch. So kamen noch einige Kameraden uns im Bunker besuchen und ich habe noch einige andere Bunker aufgesucht, die hier so nebenan liegen. Man darf sich ja nicht weiter entfernen. Jeder hatte noch einen Cognac oder Likör oder Wein und so hatte ich einen ganz schönen schweren Kopf, als ich wieder raus mußte zum Grabendienst. Von der Kälte habe ich nichts gespürt und die 2 Std. sind wie im Fluge vergangen. Gestern habe ich nun jede Freizeit zum schlafen ausgenutzt und des Abends kam die Post und soweit erst die richtige Weihnachtsfreude.
Eigentlich schade, dass man keinen Photoapparat hier hat. Wir haben wohl mit den größten und schönsten Baum hier. An einer Wand habe ich ein großes gelbes Tuch, ganz mit Postkarten behangen. Blumen ein paar Witzkarten und Sprüche. Oben abgeschlossen durch einen weißen Papierstreifen und darüber noch ein Regal aus Birkenstämmen mit den Weihnachtspaketen. Links steht die Schlafpritsche durch eine Decke als Vorhang abgeschlossen und rechts in der Ecke steht der Baum. Die rechte Wand wieder aus Birken mit Fenster und davor der Tisch. Dann haut morgen die Landschaft war ganz herrlich. Es war wohl mächtig kalt, aber dann kam die Sonne und die ganze Erde glitzerte wie eine weiße Kristalldecke, dazu der dicke Reif auf den kahlen Bäumen, unterbrochen dieses reine Weiß der Schneedecke nur durch die schwarzen Öffnungen der Schießscharten bei den russischen Bunkern und hier und da aufsteigender Rauch (der Russe war wohl am Kaffeekochen.) Heut hatte ich noch wieder allerhand zu tun und komme erst jetzt zum schreiben. Übrigens hatten wir gestern und heute auch Bohnenkaffee. Gestern Mittag ganz groß Erbsengemüse mit Pilze (Pfifferling) Salzkartoffeln und Soße mit Fleisch und Pudding. Dann hatten wir noch 1 Fl. Rotwein im Eiskeller. Besser geht´s auch nicht im besten Hotel, wie hier im vordersten Graben. So haben wir hier Weichnachten verbracht. Und wie war es bei Euch, doch auch sicher mal etwas Ruhe. Ihr habt sie ja auch alle bestimmt mal sehr nötig und glaube ich auch, dass es bei Vati nur die Nerven sind, wenn der Magen nicht mehr richtig funktioniert. Lieber Vati, ich habe mich sehr über Deine lieben Zeilen gefreut und dass Du Dich immer noch so gut durch hilfst in der Gärtnerei. Daß die Blumen zu Weihnachten knapp geworden sind, kann ich mir gut vorstellen. So hast Du also doch schon Tulpen in Blüte gehabt vorm Fest. Hat es mit dem Dünger und dem Umgraben noch geklappt? Hier kann man nur mit Sprengstoffladungen in die Erde kommen. Aber bei Euch wird’s nun wohl auch kälter werden.
Liebe Inge, die Karte mit den Maiblumen und Veilchen passt ganz prima hier her. Mensch, wenn man so was hier in Natur auf dem Tisch stellen könnte. Ich mußte gleich an die Gärtnerei und die Gewächshäuser denken. Die Kameraden lassen alle wieder grüßen, die Haben vor kurzem alle an unbekannte Mädels geschrieben und warten jetzt auf Post. Sie sind ja fast alle erst 18 – 19 Jahre und haben noch nichts Festes. – Einen schon etwas ältern Gefreiten habe ich in meiner Gruppe, der ist zu Weihnachten Obergefreiter geworden und hat noch nachträglich das EK 2 erhalten, das war ´ne rechte Weihnachtsfreude für ihn. Der Chef war auch am Heilig Abend in jedem Bunker, doch war ich  grade draußen auf Grabendienst, da hat er mir dann im Graben ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Nun muß ich für heute schließen. Muß mich noch warm anziehen, denn gleich muß ich raus. An Blafferts oder so kann ich aber keine Zulassungsmarken schicken, es gibt ja nun erst wieder in 4 Wochen. Seit nun alle recht herzlich gegrüßt von Eurem H.

Vom 4.1.43 „a“
Rußland, d. 2.1.43
Liebe Eltern und Schwestern!
Wollte Euch schon Sylvester schreiben, doch bekamen wir grade erhöhte Alarmbereitschaft als ich mit dem schreiben anfangen wollte, beim Russen war es nicht ganz sauber. So mussten wir die ganze Sylvesternacht im Graben verbringen. Wir haben den Russen in der Nacht noch 2 x einen anständigen Feuerzauber hingelegt sonst haben wir uns den Rest der Nacht warmgezittert. Das Neujahr fing gleich mit Schneeschaufeln an, es hatte die Nacht ganz schön geschneit und waren die Gräben ziemlich vollgeschneit. Sonst gibt es hier noch viel Arbeit und kommt man gar nicht recht zur Besinnung. – Läuse habe ich in den letzten 14 Tagen 2 Stück gefangen, es ist doch ein herrliches Gefühl, wenn man sich so gar nicht zu jucken braucht. Aber das Läusepulver habe ich noch gar nicht angewendet, liebe Inge Beim letzten Mal in der Sauna sind auch unsere Sachen sehr gut entlaust worden und hatten wir auch viel Läusepulver von der Komp. bekommen, so dass wir davor ermal Ruhe hatten. Siebe Mutti, der Süßstoff ist ganz prima, nur schon bald alle. Ich mache mir immer in den Tee so´n paar Körnchen, da schmeckt der Tee ganz prima. Wenn Du noch bekommen kannst, liebe Mutti, schick mir bitte wieder. Seit ein paar Tagen trinke ich immer Tee mit Rum. Wir hatten zu Sylvester 2 Fl. Bekommen. Auch einig e Zitronen, dann der Süßstoff dazu, das gibt immer ein feines Getränk. – Post hat es schon längere Zeit keine mehr gegeben und können noch 8 Tage vergehen. Die liegt augenblicklich fest in Wjasma, dort wurde bombardiert, nun gehen erst die Urlauber – und Munitionszüge vor. – Es ist des Nachts immer furchtbar dunkel und nebelig, da muß man doll aufpassen. So hoffe ich, dass Ihr alle gut ins Neue Jahr gerutscht seid. Habe viel an zu Hause denken müssen, als ich so im Graben rumlief, aber ne Fl. Schnaps hatte ich noch bei mir. Hatte von Sylvestermorgen um 6 h bis Neujahrabend um 12 h kein Auge zugetan. War so müde, dass ich bald nichts mehr sehen konnte, bin immer vor die Grabenwand gelaufen. Jetzt muß ich schließen. Muß sehen, dass ich noch 1 Mann bekomme für die Nachtwache. Habe Augenblicklich
1 Mann zuwenig. Es grüßt Euch Alle recht herrlich Euer Hellmuth.
Liebe Mutti, Du schreibst, dass Du am 10.12. ein Päckchen abgeschickt hast, da war doch noch Paketsperre, Gruß H.

Vom 8.1.43 „a“
Rußland, d. 6.Jan.43
Liebe Eltern, I., W. u. U.!
Hurrah! Heut Abend gab´s Post. Habt alle viel tausend Dank für das schöne Weihnachtspaket und den Brief vom 22.12. bekam ich auch, ebenfalls wieder eine Münchener Illustrierte. Ich habe mich sehr gefreut heute Abend. Kann nur kurz schreiben. Komme grade vom Grabendienst. Es ist 23 h und ich will schnell noch etwas schlafen, bin seit ½ 4 h auf den Beinen und sehr müde. Trudi schrieb mir auch und war sie zu Neujahr wohl doch nicht in Minden. Sonst hoffe ich, daß Ihr die Feiertage in Ruhe verlebt und gut überstanden habt. Wenn ich morgen etwas Zeit habe, folgt Brief. Für heute nochmals vielen Dank und seid alle herzlich gegrüßt von Eurem H.

1943

Luftpostbrief v. 22.12.43
Rußland, d. 22.12.43
Ihr Lieben!
Meine Ahnung ist mal wieder Wirklichkeit geworden. Ich hatte schon seit Tagen das Gefühl, dass wir vor Weihnachten noch mal umziehen würden und schon ist die Komp. seit gestern Abend in einer anderen Stellung. Ich selbst bin schon seit vorgestern Mittag hier in der anderen Stellung mit och 2 Mann als Vorkommando. Samstagabend spät kam der Abmarschbefehl und bin ich gleich Sonntag, wie immer am Sonntag, in der Frühe los. Es ging gleich mit LKW, wie auch die Komp. später auf Autos verladen wurde. So ging es mal wieder etwa 40 km weiter südlich, rechts von einer Stellung, wo wir schon mal gelegen hatten. Die Einheit, die wir hier ablösten, hat doch wenigstens die Stellung ausgebaut und Bunker sind reichlich da. Die Einheit war auch gut 3 x so stark wie wir und hatte an Waffen etwas das 4 fache. So habe wir nun 35 Mann einen Abschnitt von fast 2 km Länge. Der Russe liegt hier 200 – 500 m vom Graben weg. Ist oft mit Späh- und Stoßtrupps hier, hat hier sonst aber nicht viel liegen. Doch bei dieser „starken“ Besetzung unsererseits, kann dabei leicht doch ein kleines Fiasko passieren.

23.12.43
Ich kann erst heute Morgen weiterschreiben. Der Russe ist inzwischen, eine Komp. weiter rechts von uns, gestern in den Graben eingebrochen und sitzt noch drin. Wir haben die Nacht 11 Mann Ersatz bekommen. Aber alles alte Knaben bis Jahrgang 06 und alles welche, die als Fahrer oder beim Nachschub waren. Aber doch besser als nichts. Einen Schwerverwundeten hatten wir gestern auch, wird wohl inzwischen schon gestorben sein. Der Spieß ist im Urlaub. Er wollte mich als W. u. G wiederhaben, aber der Chef will mich als Komp.-Truppführer nicht gehen lassen. Vorläufig mache ich noch beides. Das gibt viel Arbeit. Gruppenführer fehlen auch. Haben die Tage einen neuen, ganz jungen Leutnant bekommen, als Zugführer. War vor kurzem noch in Minden bei den 159 ern. Unsere geplanten Weihnachtsfeiern sind ja nun ins Wasser gefallen. Die Komp. war beim Umzug noch ein paar Stunden im Troß-Dorf, da hat jeder 1 Kuchen, Likör und ½ Hähnchen bekommen. Da war ich ja nicht dabei. Wir machen hier, wenn eben möglich, am 24. ten Abends, hier auf dem Gefechtsstand, etwas unter uns feiern. Der Chef, der Melder und ich. Die Komp. muß die ganze Nacht hindurch immer Wache stehen, geschlafen wird vormittags.
Ich komme ja selbst auch wenig zum schlafen. Tagsüber gar nicht. Des Abends kommt immer noch mal viel Arbeit und da wird es immer recht spät. Habe mir den Telefonapparat wieder ans Bett gelegt, sonst käme ich die ganze Nacht nicht zur Ruhe.
Habe hier noch mal unterbrechen müssen und kann jetzt um 22 h erst weiterschreiben. Der Chef hat sich grade hingelegt und will ich schnell noch den Brief beendigen. Die Nacht kommen noch Weihnachtssachen, da gibt es wieder zu tun. Heute hat es schon Schnaps gegeben und haben wir beider Arbeit so´n bisschen gepichelt. Mir ist bestimmt nicht als wenn morgen Heilig-Abend wäre. Eben fängt es sogar etwas zu regnen an. Der Russe ist übrigens wieder aus dem Graben rausgeworden, hat über 60 Tote gehabt. Hoffentlich macht er morgen keine Schweinerei, wir wollen hier nämlich mal etwas feiern. Es gibt noch Stollen, Zigaretten und Schnaps und Likör. Will mich nun aber doch erst etwas hinlegen. Der Chef meinte vorhin noch, ich hätte doch die meiste Arbeit in der Komp. Aber der Schnaps schmeckt tadellos. Na, denn Prost!
So wünsche ich Euch allen ein recht frohes und gesegnetes Neues Jahr und das wir beim nächsten Jahreswechsel mal wieder alle zusammen prosten können. So seit denn alle recht herzlich gegrüßt von Eurem H.

Vom 2.1.44
Rußland, d. 29.12.43
Will Euch ganz schnell ein paar Zeilen schicken. Es ist grade 21 h und eben mal etwas ruhig draußen. Der Russe greift schon seit 3 Tagen unsere Stellung an. War jedes Mal bei der linken Nachbarkomp. im Graben und wurde unter ziemlichen Verlusten immer wieder rausgeschmissen.
Bei uns konnte er noch immer vorm Stacheldraht abgeschmiert werden. Heut morgen drang er wieder links von uns ein, nachdem die linke Komp. gestern 17 Ausfälle hatte und ist die Sache bis jetzt noch nicht wieder ganz bereinigt. Nachdem auch heute nun bei derselben Komp. der Komp. Chef verwundet wurde, müsste unser Chef den Laden dort übernehmen und bekamen wir kurz darauf einen Oberleutnant, der nun vorläufig unsere Komp. führt. Das bedeutet für mich wieder soviel mehr Arbeit. Der Russe hat uns hier die Tage mal wieder recht anständig bepflastert, doch sind wir ihm keine Antwort schuldig geblieben. Wir haben nun noch etwa 600 m zu unserem Abschnitt hinzu bekommen, nach links. Die Leute kriegen nun gar keinen Schlaf mehr. Noch dazu sind beim letzten Schnee vor 3 Tagen, die Gräben bald zugeschneit. Bei den stockdunklen Nächten, dem großen Grabenabschnitt, wir haben jetzt z. B. über 1 ½ km, und der geringen Grabenbesetzung ist es auch kein Wunder, wenn er Russe plötzlich schon im Graben ist, wo er teilweise nur 200 m weit entfernt liegt. Bin nur gespannt, wie die Sache weiter ausläuft. Das sind so unsere Freuden zwischen Weihnachten und Neujahr. Wir hatten gestern 1 und heute 2 Verwundete in der Komp. Hoffentlich bleibt es dabei. Mir geht es jedenfalls soweit noch gut. Heute sind auch ein paar Sturmgeschütze eingetroffen. Muß nun schließen, hoffentlich gibt´s bald mal wieder Post. Seit nun alle recht herzl. gegrüßt von Eurem H.

Ohne Stempel.
Rußland, d. 31.12.43
Liebe I., W. u. U.!
Heute am letzten Tage des alten Jahres möchte ich Euch noch schnell ein Päckchen machen, von Marketenderwaren, die ich im Augenblick nicht brauche. Ich glaube, dass Ihr die Creme besser
verwerten könnt. Ich habe immer noch einen Rest von der Nivea-Dose. Eben ist unser Komp. Chef, der nur 2 Tage hier war, wieder abberufen und kommt unser alter Leutnant heut Abend wieder. Der Oberleutnant, war so in Ordnung und kamen wir in den 2 Tagen prima miteinander aus. – Der Russe hat wieder ein paar Mal angegriffen und wird es wohl noch längere Zeit so weitergehen. Er schafft allerhand Sachen rauf. Ich glaube, wir kommen bald weg. Wünsche Euch allen ein recht frohes und glückliches Neues – Jahr und dass wir bald mal wieder alle zusammen sein können. Euch allen nun  recht herzliche Grüße. Prost! Wir leben noch! Euer H..

Kreiensen v. 21.1.44
Rußland, d. 3.1.44
Liebe I.!
Zunächst möchte ich mich erst mal vielmals bedanken für das Lametta, welches hier doch so ein klein wenig Weihnachtsstimmung in unserem Bunker bracht hat. Den einen Brief erhielt ich am Nachmittag des 24. Dez. das Verpflegungsfahrzeug brachte uns ein paar Kiefernzweige mit, die ich zu einem Strauß zusammen band und hier noch auf dem Tisch stehen. Ein paar Zweige habe ich noch an de Wand befestigt und dann alles mit Lametta behangen. Unser Chef hatte noch 4 Kerzen, die ich im Strauß befestigt hatte und haben wir sie dann zum Abend angesteckt. So haben wir dann auch ein paar Weichnachtslieder gesungen. Zigaretten hatten wir auch und Schnaps und wurde es so noch ganz gemütlich, wenn es draußen auch öfters etwas derbe gekracht hat. Der Russe versuchte dann in der Nacht noch mal mit einem Stoßtrupp hier einzubrechen, doch hat er bald wieder Fersengeld geben müssen. Der zweite Brief kam erst nach Weihnachten, doch habe ich das Erste gar nicht mal ganz aufgebraucht.
Heute war es das erste Mal wieder etwas ruhiger hier. Ich glaube, wir werden wohl nicht mehr lange hier liegen bleiben. Es hat schon wieder ein paar Tage keine Post gegeben, der Russe ist ja wieder in Shitomir. Sonst geht es mir aber noch gut, was ich von Euch allen auch hoffe. Es grüßt Dich für heute recht herzlich Dein Bruder H.

………

HW33175




Offline hw33175

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Re: Weihnachtsbriefe eines Inf. Soldaten von 1939 bis Jan 1944
« Antwort #1 am: 22. Dezember 2015, 19:31:45 »
Hallo!
Hier noch eine Weihnachtszeichnung 1939 von der Westfront.
HW33175

Offline hw33175

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Weihnachtskarte aus Kurland an die Hinterbliebenen v. 18.12.1944
« Antwort #2 am: 22. Dezember 2015, 19:42:33 »
Hallo!
Hier ein Feldpostbrief v. 18.12.44 "c" der Dienststelle der Fp. Nr.: 35263 = 3. Kp. Eisb. Pi. Rgt. 4 / U.: 18. Armee / Kurland
an die Familie eines gefallenen Kameraden der Einheit.
Auf der Rückseite der im Druckverfahren hergestellten Karte befindet sich das Bild einer Brücke über einen Fluß mit einer alten Festung am Ufer.

Wo das genau ist, kann ich nicht sagen.

Text:
Zur Kriegsweihnacht 1944 gedenkt die Kompanie ihrer für die Größe und den Bestand des Reiches gefallenen Kameraden und grüßt die Angehörigen in besonderer Verbundenheit.
Im Namen der Kompanie
Falkenstein
Oberltn. und Komp. Chef

HW33175

Offline Moschus

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Re: Weihnachtsbriefe eines Inf. Soldaten von 1939 bis Jan 1944
« Antwort #3 am: 22. Dezember 2015, 21:31:49 »
Schöne Inhalte Heinrich, obwohl die Meisten der Betroffenen keine so schöne
Weihnachtszeit hatten!

Den Kurland-Beleg unten finde ich auch gut!

Na dann, ein frohes Fest Heinrich!

                                                               Grüße,  Hans

 

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