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Autor Thema: Kriegsende Kurland - Flucht n. Schweden Internierung- Auslieferung an die UDSSR  (Gelesen 6717 mal)

Offline hw33175

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Hallo!
Hier die Feldpostbriefe des Oblt. Z. bei der Fp. Nr.: 04724 = schw. Blankdraht Kp. 145 (Eisb.) / U.: Hgr. Nord / AOK 18 /
(Quelle Lexikon der Wehrmacht: Ende 1944 im Bereich der Frontleitstelle Neufahrwasser, Windau (Ventspils) Lettland, weiter bis Kriegsende im Bereich Kurland.)

Seit dem 17.10.44 bis 19.3.45 liegen 17 Briefe vor, die alle den Normstempel 01 mit UB: „i“ tragen.
Bei dem Oblt. Z. handelt es sich um einen Soldaten, der sich aus dem Bereich Kurland über die Ostsee nach Gotland / Schweden gerettet hat, interniert wurde und den man später an die UDSSR auslieferte.

V. 13.11.44 „i“
Im Inhalt die Feldzeitung Nr. 1233 (Nachrichtenblatt einer Armee im Osten) v. 12.11.44
mit einem Bericht über einen Einsatz in Kurland. …..

V. 01.2.45 „i“                     Inh.: In Kurland, 31.1.45

Nun ist es hier wieder ruhiger geworden nach dem 4. Ansturm der Russen. Ich hatte viel zu tun dadurch.  ……

V. 7.3.45 (26H)                  Inh.: In Kurland, den 2.3.1945
………

V. 19.3.45 „i“                           Inh. v. 12.3.45
… Nun habe ich seit 3 Wochen keine Post mehr von Dir und werde auch wohl noch lange warten müssen. Doch wir müssen uns mit so ? noch Schlimmeren abzufinden haben. …
Ich hoffe jedoch, daß Du wenigstens meine Post erhälst vor allem auch schnell, da ich sie ab hier mit dem Flugzeug mitgeben kann. ….
Auch benötige ich dringend von Dir Nachricht, daß meine beiden in Reval aufgegebenen Kisten mit Eigensachen noch angekommen sind, damit ich sie mir erstatten lassen kann.
…..

Pütnitz über Damgarten v. 28.3.45                  Inh. O.U., 25.3.45
…Ich habe nun seit 1 Monat keine Post u. bin doch gegenüber anderen noch weit besser dran, die nicht mal wissen, wo ihre Angehörigen sich wohl befinden. ….
P.s.
Sind meine Kisten aus Reval angekommen?
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Poststempel: Stockholm v. 22.5.45
Stempel R 3 –lila-: Post fran internerad militär / Service des internes militaires / Interniertensendung
Abs.: G.Z., Interniertenlager Hafthem (Anmerkung: richtig Havdhem), Gotland, Schweden
nach (24) Lauenburg (Elbe)
Rückseite:      Schwedischer Zensurstreifen: Granskad av svensk / censurmyndighet

Inhalt:                              Hafthem, 13.5.45

Ich hoffe, daß dieser Brief Dich unbedingt erreicht, denn er ist die erste Nachricht seit langer Zeit. …….
Meine Flucht aus Kurland ist so ? verlaufen, daß ich sie Dir jetzt nicht im Einzelnen schildern kann. Ich habe alle Sachen verloren.
… Wir werden hier vermutlich 3 Wochen bleiben müssen, ehe es weiter geht. Wie es wohl in Deutschland aussehen mag. Man hört überhaupt nichts, nur daß es ein entsetzliches Elend sein soll. ……

Poststempel: Stockholm v. 1.9.45 (schlecht abgeschlagen)
Stempel R 3 –rot-: Post fran internerad militär / Service des internes militaires // Interniertensendung
und
Stempel R 3 – rot-, Ecken abgerundet: Granskad av / SVENSK / militärmyndighet
Abs.: G. Z., Lager Lingen,  Havdhem, Gotland, Schweden
nach (24) Lauenburg (Elbe)
Rückseite:      Neutraler Verschlußstreifen der Zensurstelle mit Abstempelung:
Stempel R 3 – rot-, Ecken abgerundet: Granskad av / SVENSK / militärmyndighet

Inhalt:                           Havdhem, 9.8.1945
Meine liebe Frau, liebe Kinder u. Eltern!
Ich weiß nicht, ob Ihr schon Nachricht von mir erhalten habt, entweder meine beiden Briefe oder durch das „Rote Kreuz“, denn ich habe noch keine Antwort von Dir. Wie gerne möchte ich von Dir lesen, daß Du und die Kinder die letzte Zeit überstanden und allmählich wieder etwas Mut gefaßt habt. Nun ist alles anders gekommen wie wir es uns dachten und es bleibt uns wohl außer dem einen nichts anderes über, als das Joch zu tragen und damit zu helfen ein Deutschland bestehen zu lassen. Seit einigen Tagen haben wir aus der Presse und durch das Radio erfahren, daß in den Besatzungszonen der Postverkehr läuft. So wirst Du die Möglichkeit haben, mir einen Brief oder eine Karte zu schreiben. Welch finstere Zweifel durch das Elend, das man aus den Nachrichten hört und ?, wenn ich mir vorstelle, wie es Euch in letzten Apriltagen, im Mai und bis jetzt ergangen sein mag, kannst Du Dir kaum vorstellen.
Und dabei leben wir hier ohne Sorgen, allerdings hinter Stacheldraht mit Bewachung. Den letzten Brief, den ich erhielt war vom 17. April und ich bin froh, daß ich fast als einziger das Glück so spät noch Post zu bekommen.   ……
Ich bin nach einer stürmischen Seefahrt mit einem Kutter gelandet. Viele Kameraden gelang es mitzunehmen. Von den Schweden wurden wir bestens aufgenommen und in einem Zeltlager untergebracht. Es beherbergt etwa 500 Soldaten und liegt im Südzipfel der Insel Gotland. Die Verpflegung ist reichlich und wird von uns selber zubereitet.
Um die Arbeit nicht ganz zu verlernen, wird zu freiwilliger Tätigkeit ein Sportplatz umgebaut und auch außerhalb des Lagers einige kleine Arbeiten durchgeführt. Die Freizeit wird durch künstlerische und sportliche Veranstaltungen ausgefüllt, die auf beachtlicher Höhe stehen. Eine Lagerbücherei ist ebenfalls vorhanden.  ? es wird Sprachunterricht in franz, engl. u. schwedisch erteilt. Bis jetzt verging noch keine Stunde ohne irgendeine Betätigung für mich.
Wir bekommen zur Bestreitung der Unkosten für Rauchwaren unser ? Geld, ?  75,- Kr. monatlich. Das Rauchen, das ich ab Mai d. J. wieder etwas angefangen hatte, ist wieder eingestellt und ich habe mir, da ich nur die Sachen noch habe, die ich am 8. Mai am Leibe hatte , Toilettensachen, Halbschuhe und etwas Zivilsachen schon eingekauft. Leider weiß ich nicht, ob meine Sachen bei Euch noch da sind, von denen ich in O. nehme ich es bestimmt an. Wenn Du schreibst teile mir bitte mit, was ich mir hier unbedingt besorgen muß. Große Sorgen macht mir Eure Geldliche Versorgung.  Ob Du noch auf Scheck Geld bekommst, glaube ich kaum, doch müßte Dir die Reichsbahn ab 1. Juni mindestens mein Gehalt zahlen, da bis zu diesem Zeitpunkt meine Kriegsbesoldung auf das Scheckkonto in Hamburg. …..
die verlegte Standortgebührniskasse Dresden am 1. April noch gezahlt hat.  …..
Über unsere Rückkehr ist leider noch nichts bekannt. Nach den Internierungsbestimmungen müßten wir eigentlich bis 3 Monate nach Friedensschluß hier bleiben, doch ich hoffe, daß es uns früher gestattet wird, zumal Japan bald aufgeben wird. Die Frage ob wir nun sofort demobilisiert werden, steht dann auch noch offen zumindest wohl als Offz. Da ich jedoch weder in der Partei, noch einer Gliederung war, darf ich schon eher hoffen. ……
Nach O. haben ich geschrieben, doch wie alle hier im Lager noch keine Antwort. ….
Abs. Oblt. Z., Lager Lingen, Havdhem, Gotland, Schweden.

Vordruckkarte für eine Gefangenenmeldung
„Ein Mitglied der geschlagenen Wehrmacht sucht seinen nächsten Angehörigen“
Ich bin am Leben und befinde mich z. Zt in (britischer Hand: gestrichen und ersetzt durch den Stempelabdruck) Schweden.
Datum: 26.10.45 Unterschrift

Poststempel: Stockholm 22 v.18.12.45
Stempel R 3 –rot-: Post fran internerad militär / Service des internes militaires // Interniertensendung
und
Stempel R 3 – rot-, Ecken abgerundet: Granskad av / SVENSK / militärmyndighet
Abs.: G. Z., Schweden
nach (24) Lauenburg (Elbe)
Rückseite: abgerissen

Inhalt:                           Schweden, 17.12.45
Meine liebe Frau, liebste Kinder!
Es ist morgens 5 Uhr. Uns steht der Abtransport bevor, wohin wird uns nicht gesagt. Wahrscheinlich nach Rußland. Damit ist mein Schicksal besiegelt. Ich habe bis jetzt nur noch für Dich und die Kinder gelebt. Täglich habe ich an Euch in größter Sehnsucht gedacht und immer gehofft, daß Du mein geliebtes St., unsere beiden Kinder zu braven Menschen erziehst, wenn es auch schwerer als der Tod ist. ……

Kriegsgefangenenkarte aus der UDSSR ohne Datum vom Postfach 317c  nach Lauenburg mit Rautenzensur und Nr. 343.
Inh.:
Meine liebe Frau, ……..!
Endlich kann ich Euch wieder eine kurze Nachricht senden. Ich befinde mich bei bester Gesundheit in einem netten Lager in der UDSSR. Meine Unterkunft ist sehr gemütlich u. sauber, das Essen ausreichend u. gut. Ebenfalls ist meine Bekleidung ausreichend und warm trotz der z. Z. herrschenden strengen Kälte. Meine einzige Sorge ist die um Euer Wohlbefinden und ob ich bald aus der drückenden Ungewissheit erlöst werde, die Euer Schicksal jetzt schon seit einem Jahr umgibt. Auf meine Nachrichten aus schwedischer Internierung erhielt ich leider keine Antwort, hoffentlich bald auf diese eine. Schreib sofort u. ausführlich. ….

Kriegsgefangenenkarte aus der UDSSR mit Inhaltsdatum und der Nr. 2 (2. geschriebene Karte) vom Postfach 3350  nach Lauenburg mit Rautenzensur und Nr. 345.
Inh.: 16.7.1946
Endlich nach 14 Monaten das erste Lebenszeichen von Euch aus der Heimat und die Gewißheit, daß es Euch einigermaßen gut geht und Ihr dies schwere Jahr überstanden habt………
Mit meinen alten Kameraden bin ich nicht mehr zusammen, doch die neuen Freunde aus der Schwedenzeit haben mich noch nicht verlassen und wir verstehen uns alle sehr gut. …..

Letzte vorliegende Karte v. 25.9.49 aus dem Lager 7099/19 (Er wartet auf die Entlassung / weitere Erkenntnisse liegen nicht vor)

Quelle: Wikipedia
Die als Baltenauslieferung (schwedisch Baltutlämningen) oder auch Deutschenauslieferung (schwedisch Tyskutlämningen) bezeichnete Auslieferung internierter Wehrmachtsangehöriger durch Schweden ereignete sich von November 1945 bis Januar 1946 nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In Schweden befanden sich etwa 3.000 internierte Angehörige der deutschen Streitkräfte, von denen durch Schweden etwa 2.520 an die Sowjetunion und 50 an Polen ausgeliefert wurden. Etwa 310 Mann wurden an die britischen Besatzungsbehörden in Deutschland übergeben. 80 Mann entzogen sich der Auslieferung durch Selbstverstümmelung und wurden nach weiterer Internierung an zivile Behörden übergeben, einige wenige flüchteten.

Insgesamt wurden in Schweden etwa 3000 Wehrmachtsangehörige interniert, die aus den letzen Brückenköpfen der Wehrmacht im östlichen Ostseeraum (Halbinsel Hela / Weichselmündung / Kurische Nehrung und Kurland –Lettland-) sich mit Booten, Schiffen und Flugzeugen auf schwedisches Territorium gerettet haben. Ein Teil der Wehrmachtsangehörigen setzten nach Instandsetzung der Fahrzeuge die Flucht in Richtung Schleswig-Holstein fort.
3000 deutsche Soldaten wurden in bis zu sechs schwedischen Lagern interniert: Bökeberg (nur im Mai 1945), Havdhem, Ränneslätt (bei Eksjö), Grunnebo (bei Trollhättan), Backamo (bei Uddevalla) und Rinkaby (bei Kristianstad).

Die sowjetische  Führung forderte am 2.6.45 von Schweden in einer Note die Auslieferung der Männer, die nach dem 8. Mai 1945 aus deutschem Militärdienst in Gebieten, die nun formal unter sowjetischer Oberhoheit standen, nach Schweden gelangt waren.
Die schwedische Regierung unter Ministerpräsident Per Albin Hansson und Außenminister Östen Undén erklärte daraufhin in ihrer Antwortnote vom 16.6.1945 ihre Bereitschaft, alle nach und auch vor dem 8.5.1945 aus dem sowjetisch beherrschten Territorium Entkommenen auszuliefern. Im November 1945 schickte die Sowjetunion das Frachtschiff „Kuban“ nach Trelleborg. Als der Auslieferungstermin zwei Wochen vorher bekannt wurde, kam es zu passivem Widerstand der Wehrmachtssoldaten, von denen ein Teil in einen Hungerstreik trat. Auch Teile der schwedischen Bevölkerung protestierten. Da mehrere schwedische Offiziere die Vollstreckung des Auslieferungsbefehls verweigerten, wurde die Staatspolizei (Statspolisen) mit der Durchführung beauftragt. Am 30. November 1945, dem ersten Tag der Auslieferung, leisteten die Soldaten Widerstand, es kam zu Suiziden und Suizidversuchen sowie zu Selbstverstümmelungen. Schweden war auf Grund der Haager Landkriegsordnung nicht dazu verpflichtet, die ehemaligen Wehrmachtssoldaten auszuliefern, da das Land im Krieg neutral geblieben war. Am 27. November 1945 wandte sich das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in einem Brief an die Schwedische Regierung und legte ihr die Freilassung der Gefangenen nahe.
Im ersten Transport wurden 1.600 Mann ausgeliefert. Die Verwundeten folgten in zwei Transporten am 17. Dezember 1945 und 24. Januar 1946. Die einzelnen Transporte wurden zunächst im Lager „Zuckerfabrik“ in Libau (Lettland) gesammelt. Im Lagerjargon wurden diese Internierten auch „Schwedenfahrer“ genannt. Außerdem wurden etwa 310 Mann an die britischen Behörden in deren Besatzungszone in Deutschland ausgeliefert, da diese aus Norwegen, Dänemark oder anderen von britischen Truppen eingenommenen Gebieten nach Schweden gekommen waren. Einigen Männern gelang die Flucht. Insgesamt wurden etwa 2.520 Wehrmachtsangehörige an die Sowjetunion ausgeliefert – darunter 146 Männer, die aus dem Baltikum stammten. 130 der 146 ausgelieferten Balten waren lettische Angehörige der Waffen-SS, die in den Reihen der 15. Waffen-Grenadier-Division gekämpft hatten, bis Kriegsende im Kurland-Kessel eingeschlossen waren und dann über Danzig oder Ventspils nach Schweden flüchten konnten.

Auf der Internetseite:
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sind die Truppenteile aufgelistet, die sich aus Kurland nach Schweden gerettet haben.
Für das Lager Lingen (Havdhem)  ist auch die Einheit: Blankdraht-Kompanie: 145 (schwer) aufgeführt.

(Für Kurland Sammler ist diese Internet-Seite sicher interessant.)

HW33175




« Letzte Änderung: 23. Dezember 2023, 17:09:26 von hw33175 »

Offline Bodo35

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Ein sehr schöner und interessanter Nachlass. Gerade die Internierung in Schweden und der frühe Brief aus Mitte Mai 1945 nach Deutschland ist hervorragend. 

Meinen Glückwunsch dazu.

Gruß
Bodo35
Sammelgebiete: Alle über die Monsun U-Boote und Funknachrichtenkarten aus eingeschlossenen Atlantik-Festungen. Desweiteren gute Kriegsgefangenenpost aus allen Gewahrsamsländern.

Offline frank9961

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top!
danke für den link.
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

Offline hw33175

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Hallo!
Hier ein Brief aus Österreich an einen in Schweden internierten österreichischen Obergefreiten v. 4.1.46 aus Linz an das Internierten Lager Grunnebo, Forsvarsstaben a. v. d., It. Stockholm, Schweden.
Der Brief wurde in Österreich zensiert und trägt auch einen Eingangsstempel v. 27.4.46 in Stockholm.
In Schweden wurde der Brief zurück nach Österreich gesandt, da der internierte Kriegsgefangene zwischenzeitlich im Zuge der „Baltenauslieferung“ in die Sowjetunion überstellt wurde.
Dieses wird durch einen Z3-Stempel in roter Farbe mit dem Text dokumentiert:

Zurück an Absender.
Empfänger von Schweden nach
Sovjetunion transportiert.“


Der Stempel dürfte mit ziemlicher Sicherheit erstellt worden sein, da nach der Auslieferung sicherlich zahlreiche Briefe, die an die Internierten gerichtet waren, zurückzusenden waren.


Dazu nachfolgend noch eine Zusammenfassung zu dem Thema „Baltenauslieferung“:

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Auszug aus:
Fritz, Peter “Ort der Gefangennahme: Schweden” – Zur Auslieferung von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht an die Sowjetunion 1945/1946

Seiten 145 - 164

Historischer Aufriss
Der Großteil der deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion war unmittelbar vor ihrer Gefangennahme in Kämpfe an der Ostfront involviert, eine kleine Anzahl von Soldaten wurde Ende 1945/Anfang 1946 von Schweden an die Sowjetunion ausgeliefert und kam so in sowjetischen Gewahrsam. Als „Ort der Gefangennahme” steht im Kriegsgefangenen-
Personalakt „Schweden”. Ein solcher wurde über jeden Soldaten in der Sowjetunion im Archipel GUPVI, in der Hauptverwaltung für Angelegenheiten für Kriegsgefangene und Internierte, angelegt. Als Datum der Gefangennahme sind die ersten Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges angegeben, obwohl die Soldaten erst Monate später in die Sowjetunion
kamen. Diese hatten Schweden im Mai 1945 unmittelbar bei Kriegsende bzw. wenige Tage danach erreicht und waren von den eingeschlossenen deutschen Verbänden aus dem so genannten „Kurland-Kessel” im Baltikum bzw. aus dem Raum Danzig und Hela gekommen.
Diese Soldaten hatten aus Angst, in sowjetische Kriegsgefangenschaft zu geraten, versucht, über die Ostsee in den Westen zu kommen. Teile der in Schweden angelangten Soldaten waren von ihren Verbänden geflohen andere kamen als geschlossene Einheiten bzw. als Schiffbrüchige an die schwedische Küste, nachdem ihre Schiffe bei der geplanten Verlegung
vom Kurland über die Ostsee mit Ziel Dänemark bzw. von Westalliierten besetzte Zonen, von sowjetischen Einheiten beschossen wurden und ihre Schiffe zerstört oder nicht mehr seetüchtig waren. Diese Soldaten, ihrer Nationalität nach vor 1938 zum Großteil „deutsch”, einige Österreicher, Tschechen (Tschechoslowaken), Polen, Esten, Letten, Litauer usw. wurden nach ihrer Ankunft in Schweden vorerst, den internationalen Konventionen
entsprechend, in so genannten interneringsläger [Internierungslagern] zusammengefasst.
 Die Lagerverwaltung oblag der interneringsavdelningen [Internierungsabteilung] im försvarsstaben, dem Führungsstab der Streitkräfte. Die Lager befanden sich in Bökeberg
(nur im Mai 1945), Havdhem (Gotland), Ränneslätt (Eksjö), Grunnebo und Backamo (Uddevalla) und Rinkaby.
Unter heftigem Protest von Teilen der schwedischen Bevölkerung und Widerstand der betroffenen Soldaten (Selbstmorde, Selbstmordversuche, Hungerstreiks, Selbstverstümmelungen) wurden im Zeitraum Dezember 1945 bis Januar 1946 rund 2.520 dieser Männer in drei Transporten an die Sowjetunion ausgeliefert, darunter auch jene 146 Soldaten baltischer Herkunft, um die sich die Diskussionen in Schweden um das Für und
Wider eine Auslieferung an die Sowjetunion hauptsächlich drehten, 310 Mann wurden an die britischen Besatzungsbehörden in Deutschland übergeben, und etwas mehr als 50 Mann kamen nach Polen. Insgesamt entkamen nur 80 Mann durch massive Selbstverstümmelungen der Auslieferung und wurden später den zivilen Behörden übergeben. Die Auslieferung wird heute im öffentlichen Diskurs in Schweden als einer der größten Schandflecke in der Geschichte Schwedens im 20. Jahrhundert gesehen.

Vgl. Archiv des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Graz–Wien–Klagenfurt, Personaldatenbank für österreichische Kriegsgefangene und Internierte in der Sowjetunion.

HW33175

 

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