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Autor Thema: Fp. Nr.: 59266 IR 919 u. 04412 J Marine Cherbourg i. d. Festung Cherbourg  (Gelesen 5709 mal)

Offline hw33175

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Hallo!

Hier die letzten Briefe eines Nachlasses zu der Fp. Nr.: 59266 =
Rgts. Stab u. Stabs. Kp. Inf. Rgt. 919 //  U.: 709. Inf. Div. / 7. Armee
Frankreich / Normandie / Halbinsel Cotentin / Ber. Cherbourg / Montebourg / zul. im Kessel

Heimat-Front Briefe v. 12/43 und 1/44 teilweise hdschr. mit
FPA-K-Nr.: 868 = FPA 309 für die 709. ID in Valognes.

Heimat-Front Briefe ab 25.5.44 (Absendedatum) mit "Zurück" Vermerk.

Postabgang im Kessel (21.6.44-30.6.44)von Cherbourg

Feldpostbrief / Fp. Nr.: 59266 / Feldpostnormstempel 01 mit UB: b v. 22.6.44
Inh.: O. U. den 14.6.44
Herzli !
Es geht mir gut!
…….

Feldpostbrief / Fp. Nr.: 59266 / Feldpostnormstempel 01 v. ? 44 (Stempel teilw. abgerissen)
Inh.: O. U. den 16.6.44

                        O. U., den 16.6.44
Mein herzliebes Frauli!
Wann und wie Dich dieser Brief erreichen wird, weiß ich noch nicht, aber doch will ich Dir schreiben, denn irgendwie wirst Du ihn schon erhalten. Im Augenblick ist etwas Ruhe nun will ich die Zeit schnell nutzen. Mir geht es gut. Hier ist jetzt Krieg. Und so habe ich nun auch erlebt was es heißt Soldat zu sein. Und, das kann ich von mir sagen, ich habe auch in diesen Tagen meine Ruhe behalten. Das schwerste Ari-Feuer hat mich noch nicht erschüttern können.
Seit Wochen habe ich keine Post von Dir. Das macht mir Sorgen. Aber in einigen Tagen wird auch das alles organisiert sein und ich hoffe, daß Deine Briefe mich dann regelmäßig erreichen.
Herzli, mach Dir keine Sorgen. Ich glaube, daß ich wieder heimkehren werde zu Dir.
Frauli, Dich habe ich lieb. Als ich vorhin draußen war, merkte ich plötzlich, und es wurde mir ganz eigenartig zu Mute als es mir zu Bewußtsein kam, daß es auch noch Rosen gibt und Blumen und blühendes Leben und nicht nur Zerstörung und Tod.
Wir wollen glauben, daß nun das Ende des Krieges bald da sein wird. Dann kehre ich zurück zu Dir und dann beginnt wieder unser Leben.
Herzli, ich habe Dich lieb.
Ich küsse Dich und unser Kindlein herzlichst. Viele liebe Grüße an Vater, Mutter und Gretel
Immer bin ich Dein Heiko.

Feldpostbrief v. 23.6.44 mit Feldpostnormstempel 01 und UB: e
Briefklappe größtenteils abgerissen, lesbar 66 ( war Fp. Nr.: 59266)
Vorderseite Briefstempel mit Fp. Nr.: 04312 J = Bauaufsicht Kriegsmarine Cherbourg

Inhalt: O. U. , den 18.6.44
Mein Herzli!
Es geht mir gut!


Es folgt der Inhalt eines Briefes der Ehefrau an die Dienststelle der Fp. Nr.: 59266 v. 22.7.44

Frau Käthe Hoppmann            Lengde, den 22. Juli 1944
(20) Lengde über Goslar/Harz

An den
Führer der Einheit,
Feldpost-No. 59266.

Betr.: Uffz. Heinrich Hoppmann, Waffen- und Geräte- Unteroffizier bei einer Stabs. Kompanie.

Da ich von meinem Mann seit dem 18. Juni 1944 keine weiteren Nachrichten erhalten habe, möchte ich den Führer der Einheit um Mitteilung bitten, ob mein Mann sich noch bei obengenanntem Truppenteil befindet, oder inzwischen einem anderen Truppenteil zugeteilt wurde, bzw. ob mein Mann nach Beendigung der Kampfhandlungen in Gefangenschaft geraten sein könnte.
Mein Mann gehörte als Waffen- und Gerät. Unteroffizier zu einer Stabs-Kompanie, die in Montebourg gelegen hat. Der Kommandeur dieses Regiments war Herr Oberstleutnant K e i l. Da diese Truppe am 30.6.1944 im Heeresbericht als im Nordzipfel der Halbinsel Cotentin (Cap de la Hague) zuletzt kämpfend erwähnt wurde, bin ich begreiflicherweise, weil ohne weitere Nachrichten, in Sorge um meinen Mann und würde deshalb für eine aufklärende Mitteilung sehr dankbar.
HH!

Lt. Wikipedia:
Die Gemeinde Montebourg liegt auf der Halbinsel Cotentin, auf halbem Weg zwischen Cherbourg und Carentan.

Montebourg  wurde im 2. Weltkrieg heftig von den Amerikanern und Deutschen umkämpft. Am 22. Juni 1944 sollte die 4. Division unter General Roosevelt die kleine Stadt besetzen, um nach Cherbourg vorzurücken. Erst als die deutsche Front in Barneville an der Westküste der Halbinsel Cotentin zusammenbrach, zog sich die Kampfgruppe Keil (919. Infanterie-Regiment) zurück. Eine stark zerstörte Stadt blieb zurück.

Der Soldat kam in amerikanische Gefangenschaft.

HW33175


Offline leger_de

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Hallo hw33175,
sehr interessantes Konvolut. Lange Zeit sieht man überhaupt gar keine Belege zur Festung Cherbourg und nun gleich 2 Konvolute in Folge.
Hat jemand eine Ahnung, wie in dem extrem kurzen Zeitraum und den heftig umkämften Gebiet die Post aus der Festung befördert wurde?
Beste Grüße
Leger_de
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Offline name301

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Hallo,

von den beiden Alternativen Flugzeug und Schiff vermute ich die Beförderung per Schiff, weil Cherbourg einen großen Hafen hat und auch entsprechende Marineeinheiten dort stationiert waren.


Viele Grüße
name301
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Offline leger_de

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Hallo name301,
ja, Ableitung per Schiff wäre natürlich nahe liegend. Allerdings würde die Beförderung dann auch durch die gut gesicherten, seeseitigen Nachschublinien der Alliierten führen.
Gab es denn grundsätzlich die Möglichkeit der Luftversorgung in Richtung Front-Heimat, sprich einen noch einsatzfähigen Flugplatz in Cherbourg?
Beste Grüße
Leger_de
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Offline hw33175

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Hallo!
Der Flugplatz Maupertus, ca. 10 km östl. von Cherbourg ist am 26.6.44 angegriffen und am 27.6.44 erobert worden.
Da dürfte eine Postbeförderung bis zum 26.6.44 möglich gewesen sein.
In dem Zusammenhang habe ich eine neue Ausarbeitung entdeckt, die sich ausführlich mit der Normandie beschäftigt.
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HW33175

Offline leger_de

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Allerbesten Dank! Spitzenklasse!
Gruß Leger_de
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Offline name301

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Hallo,

habe im Netz auf einer Seite über Schnellboote etwas gefunden:

In der Nacht 22./23.06.1944 brachten "S 130", "S 145" und "S 168" Munition und 24 Heeresoffiziere nach Cherbourg.

In der Nacht vom 23./24.6. wird Cherbourg geräumt. S 130, S 145 und S 168 gehen nach St. Malo.

Mit diesen Booten könnte dann auch noch Post herausbefördert worden sein.
 
leger_de, siehe auch in dem von Dir vorgestelltem Cherbourg-Konvolut mit Briefdatum 23.06.44
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und dem vor längerer Zeit von mir vorgestelltem Konvolut eines RK-Trägers mit Datum 23.6.44.
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Dort schreibt er dass ein Offizier heute aus der Geschichte herausfährt.
Das deutet auf ein Boot hin.

Diese beiden erwähnten Briefe könnten vom Datum her mit den Schnellbooten wieder herausgebracht worden sein.


Bezüglich der Versorgung mit Flugzeugen ist mir nichts bekannt. Es war sicherlich möglich.

Meines Wissens war der genannte Flugplatz bei Cherbourg zum Zeitpunkt der Invasion nicht mehr von der Deutschen Luftwaffe belegt.
(Momentan fehlt mir die Quelle, um das zu belegen)

Wenn man Literatur über die Invasionsfront liest (Divisionsgeschichten usw.), dann fällt immer wieder die Schilderung der ungeheuren, kaum vorstellbaren Luftüberlegenheit der Allierten auf.  Und das nicht nur tagsüber, sondern auch nachts. Es wurden Straßen mit Scheinwerfern ausgeleuchtet und angegriffen, ausserdem waren Massen von Nachtjägern unterwegs, mit entsprechenden Ortungsgeräten. Die Flugplätze waren den Alliierten sicherlich bekannt und wurden bestimmt überwacht und prophylaktisch bombardiert.
Das möchte ich nur zu Bedenken geben.

Viele Grüße
name301

« Letzte Änderung: 09. März 2014, 21:06:40 von name301 »
Fliegende Einheiten, Stalingrad, Kessel, Zensur, Feldpost aus 45

Offline hw33175

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Hallo!
Der Transport mit den Schnellbooten paßt ja genau zu dem Datum 23.6.44, das direkt über den Briefstempel mit der Fp. Nr.: 04412 J der Bauaufsicht der Kriegsmarine in Cherbourg abgeschlagen ist.

Ich habe dann noch einen Luft-Feldpostbrief eines anderen Soldaten gefunden, der ebenfalls bei der Fp. Nr.: 59266 war. Er hat das Inhaltsdatum v. 15.6.44 und wurde am 17.6.44 als Luftpost abgestempelt.
Ihn habe ich im Anhang abgebildet.
HW33175

Offline hw33175

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Hallo!
Es folgt zu dem Beitrag ein Auszug über die Ereignisse im Bereich Cherbourg aus
dem Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939-1945 / Teil A Band 58/II und 59/I

Meldungen zum Bericht vom 22.6.44:
..
Nach fernmündlicher Meldung von Gruppe West sind im Festungsbereich Cherbourg ca. 4100 Mann Marinetruppen eingeschlossen.
..
Aus weiteren Meldungen ergibt sich, daß in Cherbourg E-Werk zerstört ist, Strom- und Wasserversorgung ausgefallen sind. Sonstige Schäden sind nicht gemeldet.
Über weitere Vernichtung der Cherbourg-Anlagen meldet Seekdt. Normandie: Sprengungen am Frankreich-Kai sind beendet. Übriger Hafen ist vermint.
Letzte Durchfahrtlücke durch Versenkung H 32 geschlossen. Restkai alter Seebahnhof ist weggesprengt. Am 22/6. ist weitere Vernichtung am Kai Homet vorgesehen. Außerdem wird Vernichtung der Kai-Mauer von Dock Homet geprüft, da diese unter Umständen zum Anlegen geeignet ist.
Gruppe West hat Befehl, daß noch vorhandene Hafenanlagen zur Zerstörung freigegeben werden bis auf Liegeplätze für 3 Nachschub-S-Boote. Vorhandene Torpedos sind bis auf 6 für Zerstörungszwecke zu benutzen
….

Meldungen zum Bericht vom 23.6.44:
II.) Lage Westraum:
1. Invasion:
--
3 S-Boote sind 2335 Uhr am. 22. aus Cherbourg nach Westen ausgelaufen.
…..
01.45h
erfolgte Weisung von OKW/WFST op an Ob. West und Skl., daß außer beabsichtigter Zuführung eines Fallschirmjäger-Regt. in die Festung Cherbourg sofort mit Marinegruppe West Zuführung eines weiteren Inf. Regt. durch Schifftransport in den Bereich der Festung zu prüfen sei. Skl. hat Gruppe West unterrichtet und um Stellungnahme nach Besprechung mit Ob. West ersucht.
     Nach eingehender Prüfung ist nur Möglichkeit gesehen worden, 3 S-Boote einzusetzen. Einsatz wurde angeboten und vorbereitet.

0515 h
Meldet MNO Cherbourg 3 S-Boote 0240 Uhr Cherbourg eingelaufen.
….

3 S-Boote sind 2345 Uhr aus St. Malo mit Nachschub für Cherbourg ausgelaufen und wie gemeldet 0240 Uhr in Cherbourg eingelaufen.
…..

1240h
berichtet Ob. Mar. Gruppe West über Stand und Vernichtungsmaßnahmen  in Cherbourg. Ausfertigung gem. 1. Skl. 19181/44 gh. in Handakte „Invasion 23.6.“.
     Danach Vernichtung aller Anlagen bis auf Auslademöglichkeiten für Nachschub für S- und U-Boote befohlen. S-Boote haben in vergangener Nacht 19 to. Pak-Munition und Heeressabotagematerial überführt.
     Gruppe West und FdSchn. Erhalten mittags von Skl. Weisung für wichtige Soner-Aufgabe S-Boote aus Cherbourg und die z. Zt. in Le Havre liegenden einsatzbereiten S-Boote in Nacht zum 24. Nach St. Malo zu verlegen. Torpedoeinsatz ist auf Verlegungsmarsch freigegeben.
….

1439h
meldet General v. Schlieben an Heeresgruppe B:
Feind hat in 4 Stoßkeilen die nur feldmäßig ausgebaute Landfront  durchbrochen und ist in konzentriertem Vorgehen. Teil der Artilleriestellungen und Gefechtsstände ist zur Nahverteidigung übergegangen. Nicht zerschlagene Nester in Landfront halten noch. Straßensprengungen weiter im Gange. Außenrandverteidigung unter bewußter Schwächung der Seefront eingerichtet. Marine hält Hafen für gut zerstört. Regimenter haben Befehl, im Rücken des Feindes weiter zu kämpfen. Joburg-Halbinsel in eigener Hand gegen feindliche Aufklärungskräfte.

1458h
meldet Seeko Normandie Absicht heute Abend Verseuchung Hafens nach Ausfahrt S-Boote, A-Boote, restliche Kümosen und Schlepper, die letzten Torpedos mitnehmen.
Außerhalb Minenverseuchung bleiben Seenotboote und 2 HS-Logger für Versorgung von Fort Chavagnac vorbereitet. Einlaufen nicht mehr möglich.

1525h
unterrichtet Gruppe West 1. Skl. Nachrichtlich von Fs. an Ob. West, danach hatte Gruppe am 22. befohlen, daß Seeko Normandie selbständig auf Grund Landlage Zeitpunkt für endgültige Hafenschließung fällt. 4. Art. Träger waren ihm hierfür einsatzmäßig unterstellt.
Seeko hat 1458 Uhr daraufhin Absicht gemeldet.
Anlaufen Cherbourg ist somit ab 23. abends nicht mehr möglich.
Seenachschub, Zuführung von Grenadier-Regt. und Lazarettschiffe entfällt daher.
Übertragung Entscheidungsbefugnis in dieser wichtigen Angelegenheit an Seeko als geboten, weil Zeitverlust zur Einholung Entscheids unter Umständen verhängnisvoll und zutreffende Lagebeurteilung nur an Ort und Stelle so erreichbar, daß für abschließende Hafenverseuchung benötigte wertvolle Schiffe nach Durchführung Hafen noch verlassen können. Gruppe hinweist auf B-Diensterkenntnis von 1230 Uhr, wonach sich Gegner stark für Verhältnisse in Hafeneinfahrt Cherbourg interessiert und bewaffnete Aufklärung fordert, um Evakuierung zu Zerstörung von See her zu verhindern, sowie Angriffe auf Erdziele verbietet. Gruppe West
Bittet Ob. West  um Eiverständnis zu Entschluß des Seeko, der nach Ansicht Mar. Gruppe jetzt erforderlich ist, zumal Zuführung Grenadier-Regts. über See mindestens 48 Stunden erfordert, zuzüglich des Zeitbedarfs für seine Zuführung nach Malo. Nach letzter Lagemeldung von Schlieben steht zu erwarten, daß Schicksal bis dahin besiegelt. Das Fernschreiben ist gleichzeitig an WFST op M für Ob. d. M. übermittelt.

1630h
Übermittlung OKW/WFST an Ob. West und Skl., nachrichtl. OKL/Fühstab:
„Der Führer hat befohlen Fallschirm Jg. Batl. 15 von 5. Fallschirm-Jg. Div. ist zur Verstärkung der Besatzung der Festung Cherbourg sofort im Raum um St. Malo bereitzustellen, Zuführung nach Cherbourg regelt Skl. unter Einsatz sämtlicher in diesem Raum verfügbaren S-Boote. Lufttransport entfällt, da Voraussetzungen z. Zt. nicht gegeben. Befehl von 01.45 Uhr wird daher aufgehoben

1640h
weist Gruppe West daraufhin, daß Marsch der S-Boote von Le Havre nach Malo wegen Kürze der Nacht nur, wenn ohne Kampfhandlungen, in einem Zuge möglich ist.
Zwischenstation Peterport vermint oder zur Not St. Helier erforderlich. Hier mit Sicherheit mit Luftangriff über Tage zu rechnen, bei größerer S-Bootsansammlung auch Malo Luftangriff bei geringem Flakschutz zu erwarten.
Skl. hatte Bedenken gleicher Richtung bereits am Vormittag fernmündlich bei OKW/WFSR op M geltend gemacht.
Dieser Einwand und die vorhergehende Weisung des OKW wurden dadurch überholt, daß OKW Weisung zur Durchführung der Sonder-Aufgabe aufgehoben hat. Nach fernmündlicher Mitteilung ist diese Entschlußänderung auf Grund der geänderten Lage erfolgt.
         Chef 1-Skl. Unterrichtet Ob. Mar. West fernmündlich hiervon, Gruppe West hat freie Hand für Einsatz der S-Boote und Schließung Hafen Cherbourg, Transport-U-Boote haben Rückmarschbefehl erhalten.

2040h
ergeht entsprechende Weisung.
   „OKW/WFSR ist mit Absicht Ob. West, dem Festungskommandanten Cherbourg die Schließung und völlige Zerstörung des Hafens je nach Entwicklung der Lage zu überlassen, einverstanden. Zuführung des Fallsch. Jg. Regts. nach Cherbourg unterbleibt.

2240h
funkt Gruppe West an Seeko Normandie Einverständnis mit Sperrmaßnahmen und Freigabe restlicher Zerstörung.


Meldungen zum Bericht vom 24.6.44:
VIII) Heereslage:
Westlage:
Angriff der Amerikaner auf Cherbourg hat zu 4 Einbrüchen geführt. General von Schlieben hat 0650 Uhr gemeldet, daß er über bewegliche Reserven nicht mehr verfügt und daß die Truppen Befehl haben, sich an Ort und Stelle bis zur letzen Patrone zu halten. Damit ist der Fall von Cherbourg unabwendbar. Frage ist nur, ob es möglich ist, ihn noch einige Tage hinauszuschieben, um die Angreifer möglichst lange zu binden.

…. Seebahnhof gesprengt. Verminung vor Hafen durchgeführt.

Gruppe West erstattet
0715 Uhr Lagemeldung von 0600 Uhr:
a) 3 S-Boote Cherbourg – Malo. geplanter Durchbruch nach Osten wegen Beladung d Boote nicht durchführbar.

12.32 Uhr
übermittelt MNO Cherbourg Meldung von Festungskommandant n Heeresgruppe B. Darin heißt es u.a.:
„Von Seeseite kein Feuer. Hafengelände Trümmerfeld.“

1613 Uhr
meldet Seekdt. Normandie betr. Vernichtung:
1) Kaiwurzel Homet in etwa 100 m Länge weggerissen,
2) Seebahnhof gesprengt, Rest brüchig und unbrauchbar. Turm über Kaimauer ins Überseebecken. Diese sperrend zugefallen. Kaimauer durch gewaltige Sprengung zerstört.
3) Verseuchung Hafen einschl. Vorsperre West vollendet. Blockierung Arsenal-Eingang durch gesprengtes franz. Uboothebeschiff durchgeführt.

2235Uhr
gibt Gruppe West an alle Stellen ihres Bereiches folgende Lageübersicht:
Auszug:

2) Vor Cherbourg Feind mit mehreren Stoßkeilen Hauptkampflinie durchbrochen. Durch schweren Kampf stark geschwächte Festungsbesatzung kämpft heldenmütig gegen weit überlegenen Feind, zum Teil in Widerstandsnestern und Gruppen bis zum letzten im Rücken des Feindes.
Zuführung Verstärkung auf Luft- oder Seeweg nicht mehr möglich. Hafenanlagen gesprengt, verblockt, vermint.
….

2306Uhr
meldet Hako Cherbourg Einlaufen durch Westeinfahrt möglich bis zu kleinem freigelassenen Ankerplatz westl. Fort Chavagnac. Hier noch 2 Boote Seenotdienst und 2 HS-Logger.


Meldungen zum Bericht vom 25.6.44:
V.) Heereslage:
Westraum:
Der Gegner ist im Endkampf auf Cherbourg angetreten. Generallt. v. Schlieben erwartet heute Entscheidung.

Anmerkung:
Es folgen nun eingehende Meldungen über Ausfall der Funkverbindung und Vorrücken der gegnerischen Truppen, sowie dem Ausfall einzelner Batterien.

Meldung vom 27.6.44
0100 Uhr übermittelt Ob. Gruppe West Meldung des Hako Cherbourg vom 26.6.  20.58 Uhr:
Seebahnhof vom Feind erobert. Fort Roule feuert nicht…..

09.28 Uhr
meldet Hako Cherbourg noch vom 26.6. abends:
Rings um Cherbourg kein Kampf mehr zu beobachten. Mit Battr. „York“ wieder Fernsprechverbindung, meldet 25.6. Vernichtung kleinen Kreuzers. Diese Batterie und offenbar auch „Hamburg“ ohne Angriffshandlungen von Land her noch feuerbereit. Fernsprechverbindung besteht mit Gruppe Keil.

1000 Uhr
übermittelt Gruppe West Meldung von Hako Cherbourg von 0925 Uhr:
„27/6. früh brach Widerstand im Anschluß an A 3 auch A 4 zusammen. A5 Oblt. In. Moczinski  und W 216 Bts. Maat Adam hielten noch tapfer. Durchbruch Dock Homet / große Reede als letzter Vernichtungsakt gesprengt. K. Kpt. Ing. Wist hält Fort Homet. Hako  verlegt 0330 Uhr mit Seegeljacht und Ruderbooten Gefechtstand nach Fort West zur Deckung Minensperre mit Reststab und Kampfkameraden der  letzten Tage, Teilstab Werfergt. 101 mit Kommandeur. Lage Fort Ile de Pelee ungeklärt. Fort West seit Seeangriff 25.6. keinerlei Maschinen- und Flakwaffen mehr.“

Meldung v. 29.6.44:
Seit 29.6.   1000 Uhr haben Funkmeldungen des Haki Cherbourg aufgehört.

Meldung v. 30.6.44:
Nach englischen Radio-Meldungen sind Hako Cherbourg, K. Adm. Hennecke und Generalleutnant von Schlieben in amerikanische Gefangenschaft geraten.

0145 Uhr
übermittelt Seekdt. Kanalinseln an Gruppe West fernmündlich Meldung Gruppe Keil:
„Mit „York“ keine Verbindung, scheint noch  zu schießen. „Landemer“ noch fest in unserer Hand, geringe Verluste. Bei HKB 3/1262 nur ein Geschütz ausgefallen.“

2219 Uhr
übermittelt Seeko. Kanalinseln weitere Meldungen von Gruppe Keil, wonach sich Kampf Ende nähert. Artl. Nahezu verschossen, Geschütze teilweise gesprengt, teilweise Sprengung in Vorbereitung. Keine Verbindung mit Battr. „Landemer“. Mit Kap de la Hague noch Verbindung. Ab 2130 Uhr hat HKB „Blücher“ auf Alderney auf Anforderung Gruppe Keil Störungsfeuer auf Raum Herqueville und Jobourg gelegt.

2319 Uhr
Meldet Seeko. Kanalinseln, daß seit 2240 Uhr Verbindung mit Gruppe Keil abgerissen ist.
Artl. Feuer von Alderney aus ist vorläufig eingestellt.

Meldung 1.7.44:
0530 Uhr
übermittelt Seeko Kanalinseln folgende Meldung des Restes der Kampfgruppe Keil:
„Um 0155 Uhr Verschlußsachen vernichtet. Gemischte Flak-Abt. 153 und 1/1262 meldet sich mit dem Rest der Kampfgruppe Keil ab.

0547 Uhr
meldet Seeko Kanalinseln:
Batterie Blücher auf Alderney beschoß 2123 – 2127 Uhr Ortsmitte Herqueville an Westküste. Nach Beschuß Brand in Ortsmitte. Gleiche Batterie beschoß 2200 Uhr Dorfmitte Joburg.
2247 Uhr Verbindung mit Gruppe Keil abgerissen.
Wegen fehlender Beobachtung Feuer eingestellt.

0932 Uhr
übermittelt Seeko Kanalinseln Meldung von Kap de la Hague von 0855 Uhr:
„Sind umstellt.“ Aus zusammengefaßtem Lagebericht von Gruppe West ist noch zu entnehmen:
Am 30.    1700 Uhr meldet Gruppe Keil bei Cherbourg 34 kleine feindliche Schiffseinheiten ansch. Minenräumboote, mehrere Zerstörer im Hintergrund. Marinebatterien feuern nicht mehr.


Anmerkung:
Es sind natürlich noch reichliche Einträge über das Kriegsgeschehen um Cherbourg im Kriegstagebuch vorhanden, die aber nicht alle wiedergegeben werden können, da dann der Bericht zu umfangreich würde.
Ich habe mich auf den Bereich mit den Informationen über die Möglichkeit eines Transports vom Hafen aus und der Erwähnung der Kampfgruppe Keil beschränkt.

Im Wesentlichen dürfte der Abtransport von Post auf dem Seewege am 23.6.44 mit den
 S-Booten so ziemlich die letzte Möglichkeit gewesen sein, da große Teile des Hafens am Abend bereits zerstört wurden.


Bezüglich des Wortes: Kümosen habe ich keine Erklärung gefunden.
Da brauche ich „Seemannshilfe“.

HW33175



Offline richardwolle

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Hallo,
Nach meiner Meinung heißen Kümos an der Küste. " Küstenmotorschiffe" also kleine Frachtkähne.
Grüße richardwolle
Deutsche Feldpost in Kroatien
Feldpostbesonderheiten nach Handbuch
alles was interessant ist und mit Feldpost zu tun hat

Offline name301

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hw33175,

danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Das war sicherlich viel Arbeit. 

Vielleicht findet sich auch noch irgendwo eine Information, dass Flugzeuge in den ersten Tagen der Festung noch ein -bzw ausgeflogen sind.

Viele Grüße
name301
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Offline leger_de

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Offline hw33175

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Hallo richardwolle!
Das mit den Küstenmotorschiffen kann gut sein. Müssen ja Schiffe sein. Danke.

Für Name 301.
In den restlichen Tage des Kessels werde ich bezüglich der Flugplätze noch nachlesen.
Ich berichte dann.
Gruß
HW33175


Offline Moschus

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Hallo miteinander,
im Einsatz 6.44 waren noch Cherbourg-Chanteraine
Flugplatz Cherbourg-See und Feldflugplatz Cherbourg-West (Querqueville)

                                                                    Gruß, Moschus

Offline hw33175

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Hallo!
Wenn man nach 5 Jahren noch einmal die H-F Belege eines Nachlasses durchsieht, kann man doch noch etwas Interessantes vorfinden.

Hier ein H-F Fp. Brief v. 8.8.43 (Lengde über Goslar an:
Uffz. H. H.  Einheit Keil
Gr. Born über Neustettin i. Pom. Lager Westfalenhof, Baracke 278.

Hier ist dokumentiert, daß der Uffz. zur Einheit Keil gehörte, die als Kampfgruppe Keil bis zum Ende des Kessel in Cherbourg gekämpft hat.

HW33175

 

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