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Autor Thema: Festung Breslau  (Gelesen 5094 mal)

Offline Fario

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Festung Breslau
« am: 12. November 2012, 21:28:35 »
Die eingeschlossene Stadt Breslau 1945
Am 15. Februar 1945 schloss sich der Ring der Roten Armee um Breslau. Von diesem Tag an gab es kein Entrinnen mehr aus der schlesischen Hauptstadt, die 1939 rund 630.000 Einwohner zählte.
Schon im Herbst 1944 hatte der Führer das völlig unbefestigte Breslau zur Festung erklärt, was bedeutete, dass die Stadt unter keinen Umständen kapitulieren durfte, sondern bis zum Letzten zu verteidigen war. Aus zufällig anwesenden Soldaten – Versprengte, Diensttuende in der Etappe, durchreisende Fronturlauber, genesende Verwundete aus einem der großen Breslauer Lazarette – wurde eine Festungsbesatzung zusammengestellt und durch Volkssturmeinheiten verstärkt. Darüber hinaus zog man Zivilisten aus der ganzen Region zu Schanzarbeiten rund um Breslau heran und füllte die Depots der Stadt für die Bedürfnisse einer langen Belagerung.
In der von einer gewaltigen sowjetischen Übermacht eingeschlossenen Stadt befanden sich Mitte Februar außer rund 40.000 Soldaten und Volkssturmmännern noch zwischen 150.000 und 250.000 Zivilisten. Die kämpfenden Truppen unterteilten sich in die weniger kampfstarke Soldaten des Volkssturms, in Spezialisten der Rüstungsbetriebe und andere Wehrfähige der nationalsozialistischen Staatsorganisationen. Zu den kampfstärkeren Einheiten zählten die der Wehrmacht (zu großen Teilen Fronturlauber und Soldaten der Ersatzkompanien) und die der Waffen-SS.
Einwohner der Stadt, vor allem Frauen und Kinder, sowie ausländische Zwangsarbeiter hatten schon in den vorangegangenen Monaten unter großen Verlusten am Bau von Verteidigungswällen arbeiten müssen. Breslau, der "Luftschutzkeller der Reiches", hatte sich jahrelang außerhalb der Reichweite alliierter Luftangriffe befunden und war daher Standort mehrerer Munitionsfabriken.

Die Befehlsgewalt in der sog. Festung Breslau hatte der Generalmajor von  Ahlfen (vom 3. November 1944 bis 7. März 1945) und bis zur Kapitulation am 6. Mai der General der Infanterie Hermann Niehoff. Der politische Verantwortliche der Festung war Gauleiter Karl Hanke, der einen hohen Machtstatus hatte und Befehlshaber über die in Breslau stationierten Truppen des Volkssturms war.
Am 20. Januar rief Gauleiter Hanke die nicht wehrtaugliche Bevölkerung auf, die zur Festung erklärte Stadt sofort zu verlassen. Es war kalter, strenger Winter, und Breslau war voller Menschen, viele waren während der letzten Wochen aus den Dörfern und Städten rechts des Odertieflandes in Trecks hier her gekommen. Viele aus dem übrigen westlichen Reichsgebiet wohnten seit den letzten Kriegsjahren hier und waren von den Bombenangriffen feindlicher Flugzeuge bisher verschont geblieben. Allesamt mussten sie die Festungsstadt kurzfristig räumen. Allerdings war eine Evakuierung der Stadt überhaupt nicht vorbereitet. Schon am ersten Tag herrschte auf den Bahnhöfen Panik. Die Züge konnten die Massen nicht aufnehmen. Gauleiter Hanke ordnete daher den Fußmarsch von Frauen und Kindern nach dem südwestlich gelegenen Umland bei Kostenblut (Kostomloty) und Kanth an. Während der panischen Flucht bei Frost und Schnee kamen Tausende von Kindern und alten Leuten um. Aufgrund dieser Ereignisse weigerten sich nun viele Breslauer, die Stadt zu verlassen. Etwa 200.000 nicht kampftaugliche Männer und Frauen sowie junge Mädchen und Pimpfe der Hitler-Jugend blieben in der Stadt.
Die nördlichen und östlichen Vororte von Breslau wurden zwangsweise geräumt, weil man hier den ersten Ansturm der Sowjets erwartete. In den verlassenen Häusern quartierten sich schon in den nächsten Tagen Wehrmacht und Volkssturm ein. Die politische Gewalt oblag den Parteiorganen und ihrem Befehlshaber, dem Gauleiter. Mit dem Evakuierungsbefehl der Zivilbevölkerung ließ Gauleiter Hanke auch alle Ämter und Institutionen, die für die Festungsverteidigung nicht unbedingt erforderlich waren, in andere Reichsgebiete verlegen.
Festungskommandant von Ahlfen erließ zur Disziplinierung der Truppen an seine Offiziere am 8. Februar folgenden Tagesbefehl:
„Ich mache es allen Führern zur Pflicht, die ihnen anvertraute Stellung zu halten. Wer eine Stellung eigenmächtig aufgibt und zurück geht, wird wegen Feigheit vom Standgericht zum Tode verurteilt. Jeder Führer, gleich welcher Einheit, hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich Drückebergern gegenüber, die ihre Stellung verlassen, mit allen Mitteln, gegebenenfalls unter Anwendung der Waffe, durchzusetzen.“
Breslau war militärisch kaum befestigt.
 Am 15. Februar belagerten sowjetische Truppen vom Süden und vom Westen her die Vororte Breslaus. Mit Flammenwerfern und Panzerfäusten kämpfte man beinahe um jedes Haus, und es gab kaum ein Haus, das nicht schwer zerstört worden war.
 Eine Moskauer Zeitung berichtete von den Häuserkämpfen in Breslau: „Gekämpft wurde nicht nur in jedem Haus, Stockwerk oder Zimmer, sondern um jedes Fenster, wo die Deutschen Maschinengewehre und andere automatische Waffen installiert haben.“
Die sowjetischen Stoßtrupps zerstörten bei ihren Straßenangriffen zuerst die Eckgebäude der Häuserreihen mit Granatwerfer- oder Panzerbeschuss. Die Flammen vertrieben dann die Verteidiger aus den ersten Häusern, dann folgten die Flammenwerfertrupps und steckten ein Gebäude nach dem anderen in Brand. Als Vorbeugung gegen das Ausbrennen der Straßen räumten Wehrmachtstrupps mit Hilfe von Zivilisten das Mobiliar, sämtliche brennbaren Gegenstände aus den Wohnungen, Büroräumen und Geschäften auf die Straße und verbrannten alles, was man auf die Straße gebracht hatte.
In der Stadt wurden Gebäude abgerissen, um Material für Verteidigungsanlagen zu gewinnen und dem angreifenden Gegner im Häuserkampf die Deckung zu nehmen. In den Parks und Promenaden gingen Geschütze in Stellung. An Straßenkreuzungen sprengte die Wehrmacht ganze Häuser. An jeder Straßenecke, an jeder Litfaßsäule riefen Plakate zur Mithilfe und zum Kampf auf. Alte Männer, die nicht mehr kräftig genug waren, die Stadt zu verlassen, mussten das Straßenpflaster aufreißen und Steinbarrikaden errichten. Aus den Trümmern errichtete man Barrikaden. Straßenbahnen fuhren herbei, um Straßen zu verbarrikadieren. Mit Pferden wurden Möbelwagen herbeigebracht, ausgebrannte Panzer wurden herbeigeschleppt. Parterren und Keller verwandelten sich in Schießstände.
Erfolgreich wurde auch ein Panzerzug bei der Verteidigung von Breslau eingesetzt.
Die Bewaffnung dieses Zuges bestand aus vier Wannen für schwere Panzer, welche mit vier 8,8-cm-Flak-, einem 3,7-Flak- und vier 2-cm-Flak-Geschützen sowie zwei MG 42 bestückt waren. Außerdem besaß der Zug eine Funkstelle.



Versorgung
Die bald dringlich werdende Munitionsversorgung erfolgte auf dem Luftweg von Dresden aus. Die Kämpfe der letzten Wochen hatten die Munitions- und Betriebsstoffvorräte knapp werden lassen, so dass ohne dauernden Nachschub auf dem Luftweg die künftige Verteidigung gefährdet war. Sämtliche verfügbare dreimotorige Transportflugzeuge (Ju 52) waren im ständigen Einsatz. Die Maschinen landeten auf dem Flugplatz Gandau im Westen der Stadt. Die Belagerer kontrollierten bald die Luftversorgung, so dass wegen Flak- und Jagdfliegerbeschuss nur nachts Anflüge mit Transportflugzeugen erfolgen konnten. Mit Lebensmitteln und sonstigen Vorräten war die Stadt hingegen reichlich versorgt. In den Kühlhäusern hatte man das Fleisch von etwa 16.000 Schweinen eingelagert. Aus der Umgebung hatte man außerdem vor der Belagerung herdenweise Rinder in die Stadt getrieben, denen in der Festung freilich die Futtermittel fehlten.
Nach der Eroberung des Flugplatzes durch die sowjetischen Truppen befahl General Niehoff, eine zweite Landebahn hinter der Kaiserbrücke anzulegen. Er ließ entlang der Kaiserstraße von Sprengkommandos eine Schneise von 300 m Breite und einem Kilometer Länge schlagen. Zwangsarbeiter und Zivilisten mussten im ständigen Feuer der Belagerer tags und nachts arbeiten. 13.000 Menschen kamen dabei angeblich ums Leben. Eine militärische Bedeutung erlangte die provisorische Startbahn nicht. Es wird berichtet, dass nur ein einziges Flugzeug darauf abhob: dasjenige des Gauleiters Hanke, der sich unmittelbar vor dem Fall der Stadt absetzte.
Breslau war vom15.2.1945 bis 6.5.1945 eingeschlossen.
Breslau kapitulierte am 6. Mai 1945, vier Tage nachdem die letzten Verteidiger Berlins die Waffen niedergelegt hatten.

Aus Fremde Stadt Breslau und eigenem Archiv.


Offline Feldpost-Admin

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Re: Festung Breslau
« Antwort #1 am: 13. November 2012, 15:09:50 »
Hallo Fario,

herzlichen Dank für Deine Ausarbeitung.

Gruß
Markus
Meine Sammelgebiete:
Alles zum Thema „ Feldpost Normhandstempel-Kreisstempel 28mm-Form 01 (Fa)
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Offline Tiger213

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Re: Festung Breslau
« Antwort #2 am: 14. November 2012, 19:09:32 »
Hallo Fario,
Absolut klasse  8)
Gruß Sigi
Heimatraum (München/Bayern)
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Offline frank9961

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Re: Festung Breslau
« Antwort #3 am: 15. November 2012, 19:58:20 »
absolut perfekt ausgearbeitet.
besten dank dafür.
gruss frank
Ich sammle Luftfeldpost aus Russland 1942-45 und auch die geflogene Kesselpost aus Russland. Spezialgebiet Kurland.

 

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